Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, RKI-Chef Lothar Wieler und STIKO-Chef Thomas Mertens haben am Mittwoch auf der Bundespressekonferenz für Grippeimpfungen geworben. Laut Spahn hatte es im vergangenen Winter "so gut wie keine Grippe" gegeben. Daher sei in diesem Jahr das Risiko einer Grippewelle wegen einer geringeren Grundimmunität "umso höher."
Angst vor vielen Corona- und Grippefällen gleichzeitig
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Grippeimpfung für alle Menschen über 60, Menschen mit Vorerkrankungen jeden Alters und Schwangeren. Wieler legt auch Menschen, die etwa im Beruf mit den genannten Gruppen in Berührung kommen, eine Impfung nahe. Mit Blick auf die Krankenhäuser meint der RKI-Chef: "Wir müssen verhindern, dass im Winter zu viele Covid-19-Fälle und viele Grippefälle parallel auftreten." Ansonsten würden die Krankenhäuser "massiv" belastet werden. Mit Impfungen und der Einhaltung der "AHAL"-Regeln könne das am besten verhindert werden. Außerdem empfiehlt Wieler, sich nur so kurz wie möglich mit Anderen in geschlossenen Räumen aufzuhalten und bei Atemwegsinfektionen zuhause zu bleiben und sich auf Corona und Influenza testen zu lassen.
Noch 3 Millionen der über 60-Jährigen nicht gegen Corona geimpft
"Fakt ist auch, dass man nicht vorhersehen kann, wie sich eine Grippesaison auswirkt, wie sie verlaufen wird und wie stark die Grippewelle sein wird", so Wieler. Das sei in diesem Jahr auch nicht anders. "Womit wir aber rechnen müssen ist, dass im Herbst und Winter die Covid-19-Fallzahlen steigen werden", sagt Wieler. Aktuell sind in Deutschland 79 Prozent der Erwachsenen gegen Corona geimpft. Das sei nach Ansichten der drei Männer nicht ausreichend. Laut Wieler sind noch etwa drei Millionen Menschen über 60 Jahren nicht gegen Corona geimpft. "Von 10.000 über 80-Jährigen, die sich mit Corona infizieren, werden 1.800 davon sterben", betont Wieler.
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Grippe und Corona haben "viele Gemeinsamkeiten"
Grundsätzlich hätten Grippe und Corona laut Wieler viele Gemeinsamkeiten. So sind beides Atemwegsinfektionen. Beide Infektionen verbreiten sich überall dort, wo Menschen zusammenkommen und besonders in geschlossenen Räumen. Vor allem für ältere Menschen und chronisch Kranke seien die Krankheiten ein Risiko. Bei schweren Verläufen müssten Erkrankte in den Krankenhäuser teilweise beatmet werden.
Impfquote bei Grippe reicht laut Mertens nicht aus
Im vergangenen Jahr hat es in Deutschland 22 Millionen Grippeimpfungen gegeben und damit so viele wie noch nie, erläuterte Spahn. Dieses Jahr wolle man erneut eine "solche Größenordnung" erreichen. Insgesamt ständen 27 Millionen Impfstoff-Dosen zur Verfügung. In den letzten Jahren lag die Grippe-Impfquote bei den über 60-Jährigen zwischen 30 und 40 Prozent. "Das ist wirklich zu wenig", so Mertens.
Corona- und Grippeimpfung gleichzeitig möglich
Wer noch nicht gegen Corona geimpft ist oder eine dritte Impfdosis haben möchte, kann das zeitgleich mit der Grippeimpfung machen, so Mertens. Dabei gibt es allerdings keinen Kombi-Impfstoff, sondern am selben Termin werden an zwei unterschiedlichen Stellen im Körper die Impfstoffe injiziert - also eine Spritze am linken und eine am rechten Oberarm.