Von Stephan Schöttl|SteinholzSamstag ist ihr Lieblingstag. Dann hat Kerstin Wiltschka endlich ein bisschen Zeit. Auch für sich. Seit zwei Jahren ist die 35-jährige Sozialpädagogin ganz alleine für ihre drei Kinder Elisabeth (9), Marlene (6) und Richard (3) verantwortlich - nachdem ihr Mann von heute auf morgen aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen war. Seitdem steht Wiltschka praktisch ständig unter Strom. Denn neben der Arbeit zu Hause und mit den Kindern ist sie auch noch auf ihren Job angewiesen. 'Sonst würde ich finanziell überhaupt nicht über die Runden kommen', sagt sie.
Frühmorgens um 6.30 Uhr beginnt der Tag bei den Wiltschkas mit einem gemeinsam Frühstück. Dann müssen die Kinder für Schule, Kindergarten und Kinderkrippe gerichtet und Brotzeiten gepackt werden. Um 8.15 Uhr schließlich ist auch Richard, der Kleinste der Familie, aus dem Haus - dank der Kinderkrippe Regenbogen in Mauerstetten. Doch Zeit für einen Kaffee oder die Lektüre der Tageszeitung bleibt nicht. Schon eine Viertelstunde später beginnt Wiltschka zu arbeiten - in der Verwaltung des Pflegeheims ihrer Eltern in Steinholz.
Gemeinsames Abendessen
Mittags geht der Stress weiter. Und selbst wenn alle drei Kinder wieder zu Hause, das Essen gekocht und die Hausaufgaben gemeinsam erledigt sind, ist noch kein Ende der Hektik in Sicht. Turnverein, Reiten, Ballett. Die Kinder müssen zum Training gefahren und von den Übungsstunden auch wieder abgeholt werden. Erst um 18 Uhr kehrt ein wenig Ruhe ein. 'Wir essen gemeinsam zu Abend', erzählt die 35-Jährige. Doch bis alle Kinder im Bett sind, bleibt es lebhaft.
Es ist 20.15 Uhr. Eigentlich würde jetzt im Fernsehen das Abendprogramm beginnen. Aber nicht für Wiltschka. 'Ich bin eigentlich so müde, dass ich auch schlafen gehen könnte', meint sie. Das geht aber nicht. Die Küche ist nicht aufgeräumt, die Wäsche muss noch gebügelt werden und saugen sollte auch noch jemand. Wenn das alles erledigt ist, schlägt die Uhr schon bald Mitternacht. Zu spät, um noch gemütlich auf dem Sofa in einem Buch zu schmökern. Für eigene Interessen bleibt da kaum Zeit.
'Ich komme zurecht', sagt Wiltschka. Auch finanziell. Größere Anschaffungen sind aber nicht drin. Kein neues Sofa, kein neues Auto. Das Schlimmste sei jedoch, alleine zu sein. 'Man trägt alle Sorgen, alle Entscheidungen nur auf seinen Schultern', so die 35-Jährige.
Staatliche Unterstützung gibt es kaum. Die 350 Euro, die sie früher noch als Bundeserziehungsgeld ausbezahlt bekam, sind längst wieder abgeschafft. 'Uns fehlt es an der Gemeinschaft', sagt Wiltschka. Eine Idee, wie so etwas funktionieren könnte, hat sie gleich parat: 'So wie in Amerika. Ich backe einer älteren Frau zum Beispiel einen Kuchen und sie passt dafür umsonst einen Abend auf meine Kinder auf.'
Muttertag - das ist für die dreifache Mama 'ein Tag wieder jeder andere'. Vor allem deshalb, weil der Stress ähnlich sei, wie während der Woche auch. Nur ihre drei Kinder freuen sich. Wiltschka: 'Sie haben in Schule und Kindergarten bestimmt wieder schöne Geschenke gebastelt.'