Von ihren "Bauchschmerzen" und "Bauchweh" haben mehrere Stadträte bei der jüngsten Sitzung des II. Senates berichtet. Es ging dabei aber nicht um ihren Gesundheitszustand, sondern um die Erweiterung des Saals im neuen "Restaurant Hotel Engelkeller" am Königsgraben, das im Mai eröffnet werden soll. Die Mitglieder des Senates segneten das Baugesuch schließlich bei vier Gegenstimmen ab (siehe auch ).
Dem Senat lag ein Gesuch des Bauwerbers, der Memminger Wohnungsbau eG (Mewo), vor. Dieses hat zum Inhalt, dass der bereits genehmigte Saal des neuen Hotels 60 Quadratmeter größer werden soll als bislang vorgesehen. Dafür müssten drei der noch stehenden Kastanienbäume gefällt werden.
Insbesondere Herbert Müller von der SPD sparte nicht mit Kritik an dem Vorhaben: "Wir sind schon bei der ersten Zustimmung für das Projekt an die Grenzen des Möglichen gegangen." Von einer gelungenen Architektur könne man in Anbetracht der Dimensionen keinesfalls sprechen.
"Nur schweren Herzens"
In dieses Horn stieß auch Michael Hartge von der ÖDP: "Ein gewaltiges Bauwerk wird jetzt noch größer." Und Bernhard Thrul betonte, er könne sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Erweiterung des Saals scheibchenweise genehmigt werden solle. Thrul: "Wir hätten dem Ganzen wohl von Anfang an nicht zugestimmt, wenn wir das alles früher gewusst hätten."
Bürgermeisterin Claudia Knoll (CSU-Fraktion) sagte: "Heute hat hier wohl jeder Bauchschmerzen. Denn es sieht nun so aus, als ob wir das von Anfang an nicht richtig geprüft hätten." Im Namen ihrer Fraktion betonte sie: "Wir stimmen nur schweren Herzens zu."
Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger, der auch Vorsitzender des Mewo-Aufsichtsrates ist, sagte: "Wir müssen unbedingt dem Eindruck entgegentreten, dass hier etwas peu à peu (Stück für Stück, Anm. d. Red.) gemacht wird." Tatsache sei, dass man "zu neuen Einsichten" gelangt sei. Worum es dabei geht, erläuterten der Betreiber des neuen Engelkellers, Martin Laupheimer, und Mewo-Vorstandssprecher Hans-Peter Fischer auf Anfrage der Memminger Zeitung: In jüngster Zeit seien bereits sehr viele Anfragen von großen Festgesellschaften eingegangen. Dabei habe man festgestellt, dass der Saal in der vorgesehenen Größe nicht ausreichen würde.
Aufgrund dieser Nachfragen "haben wir darum gebeten, ob man nicht noch etwas machen kann", versicherte Laupheimer. Und Fischer machte deutlich: "Die Entscheidung lag beim Stadtrat. Wenn er das Gesuch abgelehnt hätte, hätten wir den Saal nach der alten Planung fertiggestellt."
FDP-Stadtrat und Mewo-Kritiker Albert Schweiger erklärte auf Anfrage unserer Zeitung: "Es ist halt wieder die typische Memminger Zwei-Klassen-Gesellschaft. Bei anderen Antragstellern wäre das nie und nimmer genehmigt worden."