Von Sabine Beck, Kempten - Erst mal werden die Tütchen verteilt. Das ist ganz wichtig. Denn schließlich haben die Römer es mit ihren Hausgöttern fast genauso gemacht: Vom Frühstückstisch fiel für Jupiters Familienmitglieder auch immer etwas ab, damit diese den Tag gut verlaufen ließen. Einen guten Verlauf wünschen sich jetzt Rita Dobler und Maria Menzel für ihre Stadtführung der besonderen Art. Also schnell die Gebäckstücke und eine kleine Kostprobe des 'Kempten Cambodunum-Blend' verteilt - dann kann die 'Schmankerlführung' wirklich beginnen. Mit ihren 'Testpersonen', alles Freunde und Bekannte, begeben sich die beiden Stadtführerinnen zum ersten Mal auf die Spuren der kulinarischen Vergangenheit Kemptens. Und dabei darf und soll fleißig probiert werden.
sfjksdjfkslj Die Idee zu einer Stadtführung rund um die verschiedenen Essgewohnheiten in der ehemaligen Stifts- und Reichsstadt hatte Rita Dobler. 'Was ganz anderes sollte es werden und als ich damit zum Tourismusamt ging, war man sofort begeistert', erzählt die Stadtführerin. Monatelang recherchierte sie dann mit ihrer Kollegin in Büchern und alten Dokumenten, bis ein dickes Geheft dabei herauskam. 'Jetzt müssen wir natürlich testen, wie viel wir erzählen können, damit es den Rahmen nicht sprengt', sagt Dobler. Über den Hofgarten geht es ins 'Stift', von dort zur 'Weinstube Grammetbauer', weiter in die 'Weinstube Hensler' und in 'Connies Bar' in der Bäckerstraße: Zwei Gasthäuser in der Stifts- und zwei in der Reichsstadt liegen auf der etwa zweistündigen Runde Während in den Gastronomiebetrieben Zwickel, Wein, Flammenbrot, Käse- und Schinkenschnittchen, Zwiebelkuchen, Kräuterseele und Tomaten-Kapernbrötchen die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf sich ziehen, ist auf den Wegen dazwischen Zeit für Anekdoten und Geschichtchen aus der Geschichte. Kleine Süßigkeiten wie etwa die 'Illerkiesel', die an der Freitreppe passenderweise herumgereicht werden, finden auch noch Platz in den Mägen. Bevor in Connies Bar eine Überraschung auf die Schmankerl-Freunde wartet, wird noch ein Stopp vor der St.-Mang-Kirche gemacht. Wussten Sie, dass Lola Montez, die König Ludwig allzu gerne 'busselte', bei ihrer Flucht an den Bodensee in Kempten Halt machte? Ein 'Süßes Busserl aus Kempten', bestehend aus Nougat, Haselnüssen und Schokolade, erinnert daran. Und schmeckt, wie alles, was an diesem Abend serviert wird. Da ist man sich einig. Darauf, wie die letzte Etappe bei den Teilnehmern ankommt, sind Dobler und Menzel besonders gespannt.
Prosecco und Musik Gedimmtes Licht empfängt die Gäste, dann gibt's erst mal einen Prosecco und Connie Gourguis tritt neben den Pianisten. 'Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt', schmettert die junge Frau ins Mikrofon, schiebt gleich noch Marilyn Monroes 'Happy Birthday, Mr. Pre sident' hinterher - und alle sind begeistert. Die Schmankerlführung ist gut angekommen. Von allen Seiten ernten die beiden Führerinnen Lob. Doch leise Kritik darf auch sein und die gibt es zum Beispiel am geschichtlichen Abriss bei dieser etwas außergewöhnlichen und besonderen Stadtführung: 'Für Leute, die nicht aus Kempten sind, müsste noch etwas mehr Stadthistorie mit rein, meint beispielsweise Walter Rettinger. Ansonsten ist er vollkommen hingerissen: 'Das war klasse, man kann richtig was erleben.' i Wer an einer Schmankerlführung teilnehmen will, muss sich noch gedulden. Ab 11. Mai 2004 werden die Führungen angeboten. Infos und Anmeldungen unter (0831) 13440 oder 61419.