Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Stadt verstieß gegen eigene Verordnung

Allgäu

Stadt verstieß gegen eigene Verordnung

    • |
    • |

    Von Günter Walcz, Memmingen - Das Naturdenkmal 'Dickenreiser Allee' erfreut sich allgemeiner Beliebtheit. Dennoch gibt es immer wieder Steine des Anstoßes. Sie resultieren aus dem Umgang der Stadt mit den bis zu 160 Jahre alten Linden und aus Interessen von Anliegern, denen beispielsweise die ihnen zur Verfügung stehenden Parkflächen nicht ausreichen. Mit rund 25 Betroffenen fand jetzt ein Gespräch im Rathaus statt. Einerseits brachten sie ihren Unmut über die Stadtverwaltung zum Ausdruck, andererseits signalisierten sie die Bereitschaft, mit nach Lösungen zu suchen. Ein Problem sei es, die Allee zu erhalten und gleichzeitig die Sicherheit von Passanten und Anliegern zu gewährleisten, so eingangs der Leiter der Stadtgärtnerei, Rudolf Schnug. Weil der nebenliegende Dickenreiser Weg über keine Kanalisation verfüge, müssten die Gräben zwischen den Bäumen für den Abfluss des Oberflächenwassers offen gehalten werden. Gleichzeitig würden sie dafür sorgen, dass keine Staunässe entstehe, die den Linden schade. Das sei auch der Grund dafür gewesen, dass man sie 1994 und in diesem Frühjahr ausgebaggert habe. Es gehe nicht an, dass die Gräben von Anliegern willkürlich verfüllt und die dadurch entstehenden Flächen als Parkplätze benutzt werden. Denn die flachtreibenden Wurzeln der Bäume würden das Gewicht der Autos nicht vertragen. Schnug bedankte sich für ein von den Anliegern vorgelegtes Gutachten. Es sei fundiert und diene als Grundlage für einen Maßnahmenkatalog zur Erhaltung der Allee. Inzwischen seien auch alle Bäume katalogisiert, nummeriert und fotografiert.

    Schwere Vorwürfe der Anlieger Harsche Vorwürfe handelte sich der Stadtgärtner ein, weil die Stadt mit den Baggerarbeiten von 1994 und heuer gegen ihre eigene, vom Stadtrat erlassene Verordnung verstoßen habe. Laut dieser sei es zum Schutz der Bäume verboten, deren Wurzelwerk zu beschädigen. Das aber sei beide Mal massivst geschehen. Auch wenn Schnug den Auftrag dazu selber nicht erteilt habe, sei er als Chef der Stadtgärtnerei dafür verantwortlich. Vorwürfe, dass ihm jedes Mittel recht sei (auch das Absterben der Bäume), nur um das Parken zwischen den Linden zu verhindern, wies Schnug energisch zurück. Er sei es schließlich selbst gewesen, der sich um die Ausweisung der Allee als Naturdenkmal bemüht habe. Massive Klagen wurden seitens der Anlieger auch über die Firma Magnet-Schultz geführt, die den Dickenreiser Weg mit vollbeladenen 30-Tonner-Lastwagen als Baustellen-Ausfahrt benutzt habe, obwohl das über die Allgäuer Straße hätte erledigt werden können, hieß es. Ein Beschwerdeführer: 'Die Straße ist wegen der Allee für Kraftfahrzeuge über 7,5 Tonnen gesperrt. Woran erkennen die Bäume eigentlich den Unterschied zwischen den Lastwagen von Schultz und unseren Pkw?' Beschwerden gab es auch darüber, dass der teilweise sehr schmale Dickenreiser Weg als Rennstrecke benutzt werde. Besonders Kinder seien deshalb stark gefährdet. Der Leiter des städtischen Rechtsamtes, Siegfried Hofmann, sagte zu, dass sich der Verkehrs- und der Naturschutzbeirat des Gesamtthemas annehmen und auch nach Lösungen suchen werden. Der Grünreferent des Memminger Stadtrates, Dr. Hans-Martin Steiger (SPD), machte deutlich: 'Wir werden für die Bäume und deren Wurzeln was tun - aber nicht zum Parken.'

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden