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Stabwechsel: Günther Dapunt übergibt Führung der Walser Privatbank an Florian Widmer

Interview

Stabwechsel: Günther Dapunt übergibt Führung der Walser Privatbank an Florian Widmer

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    Stabwechsel: Günther Dapunt übergibt Führung der Walser Privatbank an Florian Widmer
    Stabwechsel: Günther Dapunt übergibt Führung der Walser Privatbank an Florian Widmer Foto: Matthias Becker

    Er ist Banker mit Leib und Seele - dennoch hat Dr. Günther Dapunt (60) zum Monatsbeginn die Führung der Walser Privatbank AG abgegeben. 'Aufhören ist nicht gerade die Spezialdisziplin von Führungskräften', sagt der scheidende Vorstandsvorsitzende, der über 20 Jahre lang die Geschicke des in Österreich, Deutschland und Liechtenstein agierenden Hauses mitbestimmt hat.

    'Doch jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen.' Mit Florian Widmer (46), bisher Vorstand Private Banking, sei der ideale Nachfolger gefunden, um die Bank mit ihren insgesamt 200 Mitarbeitern auch in Zeiten großer Herausforderungen auf dem richtigen Kurs zu halten.

    Sie zählen zu den markanten Köpfen in der regionalen Banken-Landschaft - warum steuern Sie schon mit 60 Jahren den Ruhestand an?

    Dapunt (lacht): Noch kriege ich keine Pension - so richtig gibt es die erst mit 65 Jahren. Mir war es wichtig, rechtzeitig Platz zu machen für neue Kräfte und Impulse. Wir haben den Nachfolgeprozess im Aufsichtsrat sehr früh eingeleitet. Ich weiß, dass die Bank in guten Händen ist, darum kann ich jetzt mit einem guten Gefühl loslassen.

    Wie fühlt sich der Ruhestand nach den ersten Tagen an?

    Dapunt: Ich weiß, dass es die richtige Entscheidung für mich und die Bank war. Dennoch schwingt natürlich Wehmut mit, wenn man etwas so lange mit Herzblut gemacht hat. Momentan komme ich mir vor wie im Urlaub. Ich werde künftig aber ganz sicher nicht täglich acht Stunden lang den Dax verfolgen.

    Was machen Sie stattdessen?

    Dapunt: Ich kann jetzt all die Bücher lesen, die seit Jahren auf mich warten. Und ich freue mich auf eine besondere Erfahrung: Ich werde meine Frau im Spätherbst ein halbes Jahr lang nach Kenia begleiten. Sie ist Ärztin und wird dort ehrenamtlich in einem Krankenhaus arbeiten.

    Was behalten Sie nach über 20 Jahren im Vorstand besonders in Erinnerung?

    Dapunt: Zum einen die 1991 eingeleitete Entwicklung von der Regionalbank zur Wertpapier-Spezialbank, die wir heute noch sind. Dazu gehörte die Einführung eigener Fonds und einer eigenen Vermögensverwaltung. Sie können sich vorstellen, dass das bei unserem Raiffeisenverband nicht nur Begeisterung ausgelöst hat. Markant war auch die Umwandlung der Bank in eine Aktiengesellschaft 1993 - und natürlich 2010 der Markenwechsel von der Raiffeisenbank zur Walser Privatbank, der ja nicht zuletzt eine Reaktion auf den Wegfall des österreichischen Bankgeheimnisses war. Damals haben wir begonnen, uns noch mehr zu öffnen, uns offensiv weiterzuentwickeln, etwa durch die Eröffnung der Niederlassungen in Düsseldorf und Stuttgart.

    Der richtige Weg?

    Dapunt: Ja, absolut. Dabei war es wichtig, uns klar als österreichische Bank zu positionieren. Die Betonung unserer Herkunft ist eine besondere Chance auf dem Markt. Wobei wir genau genommen zwei Banken in einer sind: Ein überregionales Haus mit dem Mittelständler als Kernkunden, genauso sind wir aber auch regionale Raiffeisenbank und damit die Bank der Walser.

    Die Bank hat vor kurzem einen Kulturbericht herausgebracht, der stark Ihre Handschrift trägt. Weshalb war Ihnen das Hochhalten traditioneller Werte ein so großes Anliegen?

    Dapunt: Zukunft braucht Herkunft und auch eine Bank braucht Seele - davon bin ich überzeugt. Deshalb sind gerade in schnelllebigen, wechselhaften Zeiten verlässliche Werte wichtig. Für unsere Branche bedeutet das, Verantwortung für das Geld unserer Kunden zu übernehmen, statt es nur zu verwalten.

    Sehen das die Mitarbeiter auch so?

    Dapunt: Diese Haltung ist wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmenskultur. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Bevor ein neuer Mitarbeiter bei uns regulär zu arbeiten beginnt, lernt er erst einmal einen Monat lang im Kleinwalsertal die Wurzeln unserer Bank kennen - da gehören auch Schneeschuhwanderungen dazu oder im Sommer eine Tour auf den Hohen Ifen.

    Herr Widmer, Sie wechseln in schwierigen Zeiten an die Spitze - eine besondere Herausforderung?

    Widmer: Niedrigzinsen und die schnellen globalen Schwankungen machen es uns auch in Zukunft sicher nicht einfach. Auf der anderen Seite zeigt sich in solchen Zeiten die Qualität einer Bank. Die Börseneinbrüche 2008 sind da ein weltweites Lehrstück: Viele, die damals keine kompetente Beratung hatten, haben Panik bekommen und viel Geld verloren. Das hätte nicht sein müssen.

    Welchen Fehler darf eine Bank heute nicht machen?

    Widmer: Sich zu wenig um den Kunden als Mensch kümmern, seine Bedürfnisse nicht kennen. Und man darf nicht warten, bis der Kunde nachfragt, sondern man muss stets aktiv auf ihn zugehen.

    Wo wird bei der Walser Privatbank die Reise hingehen?

    Widmer: Die strategischen Weichen sind gestellt, wir gehen gut aufgestellt vorwärts. Wir wollen unsere Niederlassungen ausbauen, neue Standorte sind derzeit nicht geplant. Und wir möchten den Heimatmarkt Allgäu stärken - immerhin stammt ein Drittel des Kundenvolumens von dort.

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