Einmal 'ein bisschen Nähe schenken'Memmingen/Unterallgäu (syr).'Ja der Herr Miller, wie mich das freut', schluchzt Karolina Hairbucher. Die 95-Jährige weint vor Rührung und trocknet sich die Freudentränen. Staatsminister Josef Miller höchstpersönlich bringt ihr gerade das Mittagessen. Es gibt Krautkrapfen. Miller ist heute bei einer Mahlzeitentour des Malteser-Hilfsdiensts Memmingen dabei und überbringt den Kunden das 'Essen auf Rädern'.
Karolina Hairbucher bewohnt zusammen mit ihrer 84-jährigen Schwester Gertrud eine kleine Wohnung im Memminger Osten. Sie bestellen immer eine Portion und teilen sich das Essen dann. Das reicht den beiden. 'Schön haben sie es hier', sagt Miller und tätschelt der 95-Jährigen sanft die Hand. 'Können Sie sich denn noch selber versorgen?' Die beiden Damen nicken stolz.
Aufmerksam werden
Insgesamt 18 Mahlzeiten liefert Miller heute zusammen mit Essensausfahrerin Angelika Skokan aus. Er nimmt damit an der bundesweiten Malteser-Aktion 'Weil Nähe zählt' teil. Im ganzen Land engagieren sich zur Zeit Schauspieler, Politiker und Sportler bei der Hilfsorganisation. 'Die Personen des öffentlichen Lebens sollen darauf aufmerksam werden und machen, was im unmittelbaren Umfeld zu tun ist. Sie sollen sich mit der Arbeit der Malteser identifizieren', erklärt Bruno Ollech, Malteser-Bezirksgeschäftsführer in Memmingen. 'Miller war sofort dabei. Die Nähe zu den Menschen, gerade in unserer Region, zeichnet ihn besonders aus.'
Auf der 'Essenstour Ost', von Memmingen über Trunkelsberg und Memmingerberg, ist Miller mittlerweile bei Georg Riedlberger angekommen. 'Was waren Sie denn von Beruf?' fragt er, als er ihm die blaue Warmhaltebox überreicht. 'Kaminkehrer', sagt Riedlberger: 'Ein richtiger Schwarzer also.' Der CSU-Politiker lacht und schwingt sich wieder auf den Beifahrersitz. 'Als Politiker bin ich immer daran interessiert, wie es den Menschen geht', sagt er. 'Das weiß man natürlich nicht, wenn man nur am Schreibtisch sitzt. Man muss die Menschen erleben, dann kann man sich viel mehr für sie einsetzen.' Er begrüße die Malteser-Aktion aber nicht nur wegen seiner politischen Arbeit, sondern möchte heute auch selbst 'ein bisschen Nähe schenken'. Ganz so, wie es die Malteser seiner Meinung nach tun. 'Die Malteser gehören zu den Menschen, die dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft ihr menschliches Antlitz bewahrt.' Gerade jetzt, wo die Leute immer älter werden, sei ihre Arbeit von zunehmender Bedeutung.
Es sei von jeher der Grundsatz der Malteser gewesen, 'ganz nah an den Menschen dran zu sein', betont Ollech. So gehe es auch darum, dass der Essensausfahrer, häufig der einzige Sozialkontakt, eine persönliche Nähe zu den Kunden aufbaue. Deswegen werde darauf geachtet, dass der jeweilige Mitarbeiter immer die gleiche Tour bedient.
Skokan zum Beispiel ist seit Jahren auf der Ost-Route unterwegs. Als sie mit Miller bei Helmut Hofmann ankommt, umarmt sie der 72-Jährige. 'Und Ihnen zeig’ ich jetzt mein Hobby', richtet sich der Rentner mit stolz geschwellter Brust an den Landwirtschaftsminister. Wenig später bestaunt Miller sieben Regale voller selbst zusammengebauter Flugzeuge, Lkw und Autos und probiert einen Wagen mit Blaulicht aus.
Über zwei Stunden benötigt er für die Tour, die normalerweise halb so lang dauert. Am Ende lächelt er Skokan zufrieden an: 'Man wird gebraucht. Das ist doch schön.'