Wenn der Schnee schmilzt, die Tage immer länger werden und der Frühling zum Greifen nahe ist, erwacht bei vielen Menschen der Wunsch, wieder etwas für ihre Fitness zu tun. Auf der anderen Seite lauert aber der viel zitierte "innere Schweinehund", den es erst einmal zu überwinden gilt. Denn: Es gibt viele Argumente gegen ein regelmäßiges Fitness-Programm. Wir haben uns mit Diplom-Sportlehrer Markus Weber vom Diagnostikzentrum Scheidegg (Kreis Lindau) unterhalten und ihn gefragt, was er auf die gängigen Ausreden antwortet.
Hallo, Herr Weber. Antworten Sie doch einfach mal jeweils kurz auf die folgenden, oft gehörten Ausreden, warum man sich vor körperlichen Aktivitäten lieber drückt.
Weber: Gut, dann mal los.
"Ich würde gerne regelmäßig Sport machen, habe aber einfach keine Zeit."
Weber (schmunzelt): Die Woche hat 168 Stunden, die jeder zur Verfügung hat. Ein effektives Sportprogramm sollte mindestens 2 Stunden Ausdauersport beinhalten, zudem etwas Gymnastik. Das sind 1,2 % der Wochenzeit. Die Zeit hat jeder ohne Ausnahme. Man muss nur die Prioritäten richtig setzen.
"Wenn ich bei schlechtem Wetter rausgehe, erkälte ich mich schnell."
Weber: Richtig! Wer nie bei schlechtem Wetter rausgeht, erkältet sich durchaus schnell. Wer regelmäßig draußen ist, ist gewappnet für Krankheitskeime - vorausgesetzt er macht richtig Sport, trainiert also möglichst ohne hochroten Kopf mit den richtigen Herzfrequenzen.
"Laufen macht die Gelenke kaputt."
Weber: Auch richtig! Aber nur wenn ich die falschen Laufschuhe habe, zu schwer für das Laufen bin, unvernünftig schnell meine Laufkilometer steigere oder schon kaputte Gelenke habe. Mache ich es richtig, ist Laufen eine äußerst gesunde Sportart für die Gelenke.
"Radeln ist gefährlich, die Gefahr ist groß, dass ich umgefahren werde."
Weber: Wer Angst hat, umgefahren zu werden, hat im Allgäu eine Vielzahl an wenig befahrenen Nebenstraßen, und auf den zahlreichen Feld- und Waldwegen ist diese Gefahr sicherlich nicht gegeben. Man muss nur die Strecken dementsprechend aussuchen.
"Fitness-Studios sind zu teuer."
Weber: Was heißt schon teuer? Umgerechnet kostet ein Studiobesuch ja ungefähr so viel, wie zwei Bier in der Kneipe. Wem das zu teuer ist, der hat in Vereinen oder in der Volkshochschule hervorragende Alternativen. Wem das zeitlich nicht passt, der kann auch Gymnastik zu Hause machen. Doch da lauert gerne der innere Schweinehund, das machen die wenigsten.
"Ich bin nicht zu dick und eigentlich ganz gesund - warum soll ich dann regelmäßig Sport treiben?"
Weber: Der Leistungsabbau ist ein schleichender Prozess, man gewöhnt sich so allmählich an die schlechter werdende Fitness. Bis zu 70 Prozent kann man davon verlieren, ohne dass es zu stärkeren Einschränkungen im Alltag kommt. Ganz nach dem Motto: "Es geht halt nicht mehr so wie vor zehn Jahren". Schleppt man dann mal die schweren Einkäufe die Treppe hoch und schnauft wie ein Walross, wird es den meisten dann doch bewusst, wie unfit sie sind. Dann ist es aber noch lange nicht zu spät, wieder anzufangen. Meine Empfehlung: Lassen Sie es nicht so weit kommen, je früher Sie anfangen, desto besser.
"Sport ist Mord - hat Churchill schon gesagt."
Weber: Da kontere ich mit einem anderen Sprichwort: Wenn Sie keine Zeit für körperliche Bewegung haben, dann sollten Sie sich eine Menge Zeit für Ihre Krankheiten reservieren. Den Bundesbürger erwartet laut Studien eine durchschnittliche Pflegezeit von zwei bis drei Jahren. Ein gutes, jahrelanges Ausdauertraining kann die Pflegezeit auf zwei bis drei Monate absenken, klingt das nicht verlockend? Mein Motto: Fit in die Urne!
Ich habe schon oft angefangen, regelmäßig Sport zu treiben, aber dann keine Motivation mehr gehabt."
Weber: Das muss man differenzierter betrachten: Mit der Regelmäßigkeit haben viele Leute Probleme, vor allem wenn hoher beruflicher Druck und familiäre Engpässe hinzukommen. Mein Tipp: Nehmen Sie sich Zeit für sich, Sie sind es wert.
Der zweite wichtige Punkt für Motivationsprobleme ist die ausbleibende Fitness. Ich würde auch die Lust verlieren, wenn ich keinen Leistungsfortschritt durch das Training merke. Sollte das der Fall sein, ist es höchste Zeit für einen sportmedizinischen Check-up. Durch den Check-up finden wir die Ursachen, warum Sie nicht vorankommen und können konkrete Trainingsempfehlungen geben.
"Ab morgen mache ich Sport und andere Märchen - wie die Leistungsdiagnostik helfen kann, den inneren Schweinehund zum Freund zu machen" - so lautet ein Vortrag von Markus Weber. Er findet am Montag, 14. März, um 19.30 Uhr im Medizinischen Versorgungszentrum in Kempten (Robert-Weixler-Str. 19) statt. Der Eintritt ist frei.