Während die meisten Menschen um kurz vor 20 Uhr schon mitten im Feierabend sind, tritt Renate Wagner ihren Dienst im Eisstadion an. Seit gut vier Jahren hat die Rentnerin ihre Tätigkeit als Kassierin für den öffentlichen Lauf wieder aufgenommen. "Ich habe zwischendurch woanders gewohnt, aber seit ich wieder hier bin, freut es mich, von Oktober bis März hier tätig zu sein."
Besser als faul auf der Couch
An diesem Abend strömen überwiegend Jugendliche in die Eishalle. Draußen ist es schon lange dunkel und durch das Eis ist es im Stadion noch kälter als draußen. Steffi Mann und ihre Freundin Christina Dempfle schreckt das nicht ab. Gemeinsam eröffnen die beiden heute ihre Eislaufsaison. Schlittschuhlaufen können die 20-Jährigen bereits seit dem Kindergarten, "allerdings lässt die Technik zu wünschen übrig". Gekommen sind die beiden wegen des Spaßes und der sportlichen Betätigung, nicht etwa um Jungs kennenzulernen. "Das ist viel besser, als faul auf der Couch zu liegen", erklärt Christina, schnappt sich ihre Freundin und zieht sie aufs Eis. Bis zum Frühling werden die beiden regelmäßig am öffentlichen Lauf teilnehmen. Auf Seen fahren die Mädchen nicht so gern: "Das ist uns viel zu unsicher."
Mit seiner ganzen Clique ist Patrick Steger aus Bidingen gekommen. Seit er sieben ist, steht er auf dem Eis und spielt selbst Eishockey. Beim öffentlichen Lauf gehe es aber um den gemeinsamen Spaß. "Man kann hier echt super fahren und der Flirtfaktor ist recht hoch", schmunzelt der 17-Jährige. Wenn er nicht gerade einem Mädchen das Rückwärtsfahren oder Bremsen beibringt, spiele er gerne mit seinen Freunden. Und die Auswahl an Aktivitäten ist groß; mit einem Puck wird Schlittschuhhockey gespielt, ein Hindernislauf mit menschlichen Kegeln wird aufgebaut oder die Rundenzeit gestoppt. Für Patricks Kumpel, den 21-jährigen Michael Neumann aus Germaringen, ist der öffentliche Lauf eine "gelungene Abwechslung zum Arbeitsleben".
Ihre Schlittschuhe haben die Anwesenden alle selbst mitgebracht, leihen kann man im Eisstadion keine. "Wir fahren aber so oft, da ist klar, das jeder eigene Schlittschuhe besitzt", erklärt Patrick. Während Steffi und Christina, fröhlich plaudernd, eher gemütlich ihre Runden ziehen, geben ein paar junge Männer mal ordentlich Gas. Auch Patrick Steger fährt gerne ein bisschen schneller. Angst, mit jemandem zusammenzustoßen, hat er aber nicht. "Ab und zu sind schon so 50 bis 60 Leute da, aber das verläuft sich."
Wie jeden Montag, dem eigentlichen Discolauf, ertönt Musik aus den Boxen. Während Bonnie Tyler noch von ihrem Helden singt, den sie braucht ("I need a hero"), sieht man schon etliche Pärchen gemeinsam über das Eis gleiten.
Obwohl der öffentliche Lauf bis 22 Uhr geht und der Kufenspaß im Stadion noch eine volle Stunde geht, schließt Renate Wagner kurz nach 21 Uhr ihre Kasse. "Jetzt kommt sowieso keiner mehr, und irgendwann will auch ich in den Feierabend."