Die beiden SPD-Stadträte Herbert Müller und Dr. Hans-Martin Steiger haben jetzt auf Kritik aus dem Stadtteil Dickenreishausen reagiert: "Wir wollten etwas für den Ort tun und standen auf einmal in einer Gegnerschaft", sagt Müller. Die Differenzen hatten sich an baupolitischen Fragen entzündet.
Müller hatte kürzlich gefordert, die Bemühungen um eine Wohnbebauung im Memminger Westen zu forcieren. Die Antwort aus Dickenreishausen ließ nicht lange auf sich warten: Er und SPD-Fraktionschef Werner Häring wurden aufgefordert, ihr Engagement für neue Bauplätze auf den Dickenreishausener Süden auszudehnen. Dort strebt der Bürgerausschuss des Stadtteils ein Baugebiet an, um gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Zum einen könnten sich junge Familien im Heimatort den Traum vom eigenen Häusle erfüllen. Zum anderen wäre der Kirchengemeinde geholfen, die Geld braucht für die Sanierung des Gotteshauses.
"Das nimmt den Druck im Süden"
Es gibt aber auch noch andere Bestrebungen, um Wohnbau in Dickenreishausen zu ermöglichen: So möchte ein Privatmann im Norden des Ortes Flächen erschließen. Als im Oktober darüber im Bausenat diskutiert wurde, sagte Stadtrat Steiger: "Das nimmt den Druck im Süden." In Dickenreishausen führte dieser Satz zu Kritik: "Wir brauchen das Baugebiet Süd", schrieb Bürgerausschuss-Mitglied Marion Kühndahl in einem Leserbrief.
Um ihre Haltung zu erläutern, blicken Müller und Steiger weit zurück. Ende der 1990er Jahre hätten "ein angesehener Architekt und ein hochrangiger Kirchenfunktionär" aus Dickenreishausen ein Gespräch mit ihnen geführt. Inhalt: "Sie baten darum, eine Bebauung im Süden des Ortes zu verhindern, um den Ortskern nicht zu zerstören", erinnert sich Müller. Dabei sei die Renovierung der Kirche auch damals schon ein Thema gewesen.
Auch Bezirksheimatpfleger Dr.Peter Fassl sprach sich gegen eine Bebauung aus. In einem Schreiben aus dem Jahr 1998 verweist er auf den " intakten südlichen Ortsrand mit seiner Streuobstwiese, der harmonisch in die Landschaft übergeht"
Müller betont, dass sich die Stadt um ein Baugebiet in Dickenreishausen bemühe. Bereits seit 2001 gebe es Pläne für eine Bebauung im Norden des Dorfes. "Das Wasserwirtschaftsamt forderte in diesem Zusammenhang eine Ertüchtigung der Kanalisation. Da ist auch schon einiges gemacht worden." Und die zwölf Bauplätze, die der Privatmann erschließen will, "stehen schnell zur Verfügung, wenn es normal läuft". Müller räumt aber ein, dass die Dickenreishausener nun schon lange auf eine grundlegende Lösung des Problems warten müssten.