Pfronten/Ostallgäu(güb). - Sigrid Skarpelis-Sperk hätte sich wohl kaum einen besseren Zeitpunkt aussuchen können, um ihren 60. Geburtstag zu feiern: 'Man trägt wieder links', freute sich die SPD-Bundestagsabgeordnete in Pfronten über den neuen Kurs ihrer Partei. Bei einem Empfang anlässlich ihres Jubeltags dankte sie - den parteiinternen Streit um Hartz IV in bester Erinnerung - besonders ihrer Allgäuer SPD-Basis: 'Ohne Eure öffentliche Unterstützung hätte ich meine Linie nicht durchhalten können.' 'Wir werden Dich und Deine Politik auch weiter unterstützen', versprach SPD-Ortsvorsitzender Helmut Eberle beim Geburtstags-Empfang im Gasthof 'Krone', bevor Ludwig Stiegler, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, an Stationen im Leben Skarpelis-Sperks erinnerte: Etwa an ihre aufregende 68er-Studentenzeit an der Uni München, als die stellvertretende Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses (ASt A) Mitglieder des griechischen Widerstands gegen die Obristen, darunter ihren Ehemann, versteckte und beschützte. Die Bedenken des Verfassungsschutzes, der die Studentenvertreterin wegen ihres Kampfes gegen die Militärdiktatur beobachtete, sei für ihren späteren Arbeitgeber Hans Matthöfer, den damaligen Bundesminister für Forschung und Technologie, ein 'Empfehlungsschreiben' gewesen, berichtete der Vorsitzende der Bayern-SPD. Eine emanzipierte Frau mit Doppelnamen. 'Das war mir so geheuer nicht', gestand Stiegler seine Reaktion, als er Skarpelis-Sperk 1975 kennenlernte. Nachdem er ihre erste Rede gehört habe ('ein Aha-Erlebnis') legte Stiegler seine Vorurteile ab: 'Und großzügig, wie Sigrid gelegentlich sein kann, hat sie mir verziehen.' Seitdem arbeite er, wenn auch nicht immer in völliger Übereinstimmung, so doch in enger Freundschaft mit der Abgeordneten zusammen. 'Man erlebt in der Fraktion viel Feigheit', so Stiegler. Skarpelis-Sperk hingegen vertrete ihre Meinung auch gegen starke Widerstände und selbst dann, wenn sie damit manchmal einsam sei. 'Dafür habe ich großen Respekt.' 'Was wäre eine Sigrid, die nicht auch streitbar ist', meinte SPD-Bezirksvorsitzender Harald Güller und dankte der Abgeordneten dafür, dass sie es dem Bezirksvorstand 'nicht immer leicht' mache. Skarpelis-Sperk helfe dabei, eine Streitkultur zu erhalten, in der in solidarischer Weise um das beste Ergebnis auch innerhalb der Partei gerungen werde.
'Deinen Ideen treu geblieben' 'Du bist Deinen Ideen treu geblieben', lobte DGB-Regionsvorsitzender Werner Gloning und dankte ihr dafür mit einem Kaktus und der Urkunde 'Gegen den Strom'. Auch Pfrontens Bürgermeister Beppo Zeislmeier empfahl: 'Bleib unbequem' und wünschte sich, dass ihre Stimme in der Partei mehr Gewicht bekomme: 'Man müsste keine Schreckensszenarien in die Welt rufen, wenn man Deinen Vorschlägen öfter folgen würde.' Reuttes Bürgermeister und Bundesratsmitglied Helmut Wiesenegg dankte Skarpelis-Sperk mit dem Abgeordnetenzeichen der österreichischen Parlamentarier für die Zusammenarbeit. In musikalischer Form grüßten die Allgäuer SPD-Mitglieder, voran die Füssener 'Rotkehlchen' unter Leitung von Unterbezirksvorsitzender Ilona Deckwerth. Skarpelis-Sperk dankte vor allem ihrer Allgäuer Basis für die Unterstützung in harten Zeiten. 'Ohne Euch hätte ich an meinem Kurs nicht festhalten können.' Politik sei manchmal 'wie Wellenreiten', sagte die Jubilarin, 'im Moment geht es aber wieder in eine positive Richtung'. Probleme würden wieder angesprochen und es werde deutlich, dass der Kapitalismus nicht nur gute Seiten habe.