Bei der gut besuchten Mitgliederversammlung des SPD-Ortsvereins Marktoberdorf war die Krankenhaussituation in der Stadt zentrales Thema. Zu Beginn bekräftigte Ortsvereinsvorsitzender Christian Wagner den Standpunkt der Partei, dass es sich bei einem Krankenhaus um eine Einrichtung zur Sicherstellung der medizinischen Grundversorgung handle „und nicht um ein gewinnorientiertes Wirtschaftsunternehmen“.
Schock für alle Marktoberdorfer
Im anschließenden Vortrag gab Verwaltungsratsmitglied Wolfgang Hannig einen geschichtlichen Abriss des Kommunalunternehmens von seiner Gründung bis zum heutigen Tag. Er wies darauf hin, dass die Firma Kienbaum vom Verwaltungsrat beauftragt war, ein Sanierungskonzept für die fünf Häuser des Unternehmens zu erarbeiten. Das Ergebnis vom 27. Juli sei ein 'Schock für ihn und alle Marktoberdorfer' gewesen. Hannig sparte nicht mit Kritik an einzelnen Vorgehensweisen des Verwaltungsratsvorsitzenden OB Stefan Bosse aus Kaufbeuren, zum Beispiel der geheimen, nichtöffentlichen Abstimmung oder der mehrmaligen Abstimmung über den selben Inhalt.
Zum Nachnutzungskonzept äußerte Hannig: 'Wir hatten einen liebevoll gepflegten Mittelklassewagen und haben dafür ein Dreirad hingestellt bekommen!' Einige strittige Punkte lasse er zur Zeit noch juristisch prüfen, um gegebenenfalls zu klagen. Die Möglichkeit eines Bürgerentscheides werde ebenfalls weiterhin geprüft. Kritisch dürfte dabei der Zeitfaktor sein, denn das Krankenhaus zeige jetzt schon Auflösungserscheinungen, so Hannig.
In der anschließenden regen Aussprache beklagte Altbürgermeister Weinmüller die Entsolidarisierung des Landkreises. Obwohl sich die politisch Verantwortlichen seit 1972 stets um eine gute Zusammenarbeit der Ostallgäuer Kommunen mit Kaufbeuren bemüht hätten, sei jetzt viel Porzellan zerschlagen worden. Auch einige türkische Mitglieder und Gäste betonten nochmals die Notwendigkeit des Krankenhauses.
Besorgt reagierten Krankenhausmitarbeiter auf die angekündigten Gehaltskürzungen. Auch Unterbezirksvorsitzende Ilona Deckwerth befürchtet finanzielle Nachteile für die Mitarbeiter bei den Nachnutzungsplänen.
Abschließend bekundete Hannig seine politische und menschliche Enttäuschung über die 'Krankenhausentwicklung'. Nicht die Politik sei ein schmutziges Geschäft, so Hannig, 'sondern einzelne Politiker machen diese schmutzig.'