Der Forderung von Landrat Hans-Joachim Weirather (Freie Wähler) nach einer Verstaatlichung des Ottobeurer Gymnasiums hat sich jetzt auch SPD-Kreisrätin Christine Frommelt angeschlossen. Gemeinsam mit den weiteren Türkheimer Mitgliedern aus der Kreistagsfraktion der Sozialdemokraten, Heidi Zacher und Michael Helfert, kritisiert Frommelt die Entscheidung des Ministerpräsidenten für ein neues Gymnasium in Buchloe.
"Es geht doch nicht, dass Buchloe ein nagelneues Gymnasium bekommt und das Unterallgäu ständig vertröstet wird", bemängelt Frommelt. Beim Gymnasium Ottobeuren, so Frommelt, sei der Freistaat zuletzt sogar von früheren festen Zusagen wieder abgerückt. Für Kopfschütteln und erhebliche Irritation hätten dabei die Äußerungen von Finanz-Staatssekretär Franz Pschierer gesorgt, wonach das Konzept der Staatsregierung "eine runde Sache" sei. Heidi Zacher findet es "bitter, welchen Meinungswandel unser Stimmkreisabgeordneter hier hinlegt".
"Sie brauchen sich keine Sorgen um das Türkheimer Gymnasium zu machen", habe der Ministerpräsident noch am 20. April der stellvertretenden Landrätin Heidi Zacher bei einem Empfang in München gesagt. "Ich bin von Horst Seehofer menschlich und politisch schwer enttäuscht", so Zacher zu der nun gefällten Entscheidung.
"Bildung ist eine ureigenste Staatsaufgabe", so Kreisrätin Frommelt. Im Unterallgäu merke man davon allerdings wenig. Gerade zwei Schulen, neben dem Gymnasium in Türkheim noch die Realschule in Babenhausen, seien in staatlicher Hand. Und das Gymnasium Türkheim lasse der Freistaat nun "im Regen stehen". Dabei habe der Zweckverband in den vergangenen drei Jahren kräftig investiert: Vier neue Klassenzimmer seien entstanden und ein neues Lehrerzimmer. Da sei es, so Frommelt, eine nicht nachvollziehbare "Verschwendung von Steuergeldern", wenn nun in Buchloe ein Parallelgymnasium entstehe. 'Schade, dass Franz Pschierer nun vor Horst Seehofer eingeknickt ist.' SPD-Kreisrat Michael Helfert aus Türkheim
Ebenfalls deutlich kommentiert SPD-Kreisrat Michel Helfert das Vorgehen der Staatsregierung: "Das vorgeschlagene Expertengymnasium, die Schülerakademie Schwaben und die Möglichkeit, eine dritte Fremdsprache anzubieten - das ist doch alles heiße Luft, die uns nicht weiterbringt." Hinter wohlklingenden Namen verberge sich in Wirklichkeit "nicht der Hauch einer Zukunftsperspektive", so Helfert. Durch das achtjährige Gymnasium fehle im kommenden Jahr eine ganze Jahrgangsstufe und durch die Eröffnung des Gymnasiums in Buchloe erwarte man einen Rückgang der Schülerzahlen um etwa 50 Prozent. Mit weniger Schülern könne man kein breit gefächertes Angebot umsetzen.
Was das angekündigte Gesamtkonzept für die Schullandschaft im nördlichen Allgäu anbelangt, so fordern die drei Kreispolitiker CSU-Fraktionschef Pschierer auf, in der kommenden Kreistagssitzung dieses Konzept vorzustellen. "Wir wollen schwarz auf weiß sehen, was in München ausgeheckt wurde", so Helfert.
Die SPD freue sich in diesem Zusammenhang aber über die jüngste Unterstützung von Landrat Weirather, der nun die jahrelange Forderung der Kreis-SPD mittrage, eine Fachhochschule in Memmingerberg anzusiedeln. Christine Frommelt hofft, dass dieses Gesamtkonzept dann auch eine Bestandsgarantie für das Türkheimer Gymnasium auch mit kleineren Klassen enthält.