Irsee(ses). - Die Betreuung psychisch kranker oder behinderter Menschen in Gastfamilien hat eine lange Tradition. Doch die Zukunft der psychiatrischen Familienpflege ist aufgrund der fehlenden Finanzen ungeklärt. 'Psychiatrische Familienpflege zwischen Tradition und Vision' - unter diesem Motto trafen sich rund 130 Mitarbeiter aus der Branche aus dem gesamten deutschsprachigen Raum im Kloster Irsee zur 18. Jahrestagung, um einen Blick in die Zukunft zu wagen. Erstmals fand dieses Treffen, das jährlich veranstaltet wird, in Bayern statt. Die Veranstaltung war geprägt von Sparmaßnahmen, die auch bei der Psychiatrischen Familienpflege zu bewältigen sind: 'Wir haben immer weniger Geld zur Verfügung und dennoch wächst die Familienpflege ständig weiter', sagt Petra Roelofs, leitende Sozialarbeiterin am Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren (BKH). Es sei weiterhin die preisgünstigste ambulante Betreuungsform.
Dr. Michael von Cranach, leitender Ärztlicher Direktor am BKH, referierte zum Thema 'Von der Institution zum Individuum', Heinz Deger-Erlenmeier sprach aus der Sicht der Angehörigen psychischer Kranker über die 'Zweite Familie im Spiegel der ersten Familie'. In kleineren Workshops bestand für die Teilnehmer der Bundestagung die Möglichkeit zu einem regen Informationsaustausch aus den verschiedenen Bundesländern. 'Wir wollten mit dieser Tagung auch ein Forum für Visionen bieten und so einen Beitrag für die Zukunftfähigkeit der Familienpflege als wichtigen Bestandteil der Versorgung in der Psychiatrie leisten', so Roelofs. In Kaufbeuren wird die psychiatrische Familienpflege bereits seit zehn Jahren erfolgreich am Bezirkskrankenhaus praktiziert. 'Derzeit betreuen wir zehn Bewohner in verschiedenen Familien im gesamten Landkreis', erklärt die Sozialpädagogin. Es stünden aber noch weitere Kapazitäten zur Verfügung. 'Die Familien bekommen neben einer monatlichen Aufwandsentschädigung auch eine regelmäßige Fachbegleitung. Grundsätzlich kommen sowohl Familien als auch Einzelpersonen für die Aufnahme eines psychisch kranken Menschen in Frage', sagt Roelofs. i Weitere Informationen zu Voraussetzungen und Zielen der psychiatrischen Familienpflege gibt es bei Petra Roelofs, Diplom-Sozialpädagogin (FH) und Sozialdienstleiterin am BKH Kaufbeuren, unter der Telefonnummer (08341) 72-1451.