Gespannt blicken Branchenkenner auf den Immobilienmarkt. Steigende Baupreise und Mieten erwartet Harald Schuster (Alpenblick Immobilien) und meint, es bahne sich "eine dramatische gesellschaftspolitische Entwicklung" an: In Ballungsgebieten stiegen die Mieten schon seit rund einem Jahr deutlich.
Auch in der Region werden nach Schusters Beobachtung große, bezahlbare Mietwohnungen knapp. Bei den Ursachen hat er vor allem die Politik im Visier: Ohne die steuerlichen Anreize für Kapitalanleger sei der Wohnbau massiv zurückgegangen. Nun fehlten neue Wohnungen, und der Bestand überaltere. Zugleich könnten sich viele immer schwerer eine Immobilie leisten. Was an gestiegenen Baukosten liege, mit bedingt durch teureres Material und Auflagen wie die verschärfte Wärmeschutzverordnung.
Günstige Wohnungen sind knapp
Das Sozial-Wirtschafts-Werk hat laut Konrad Wechs seit Jahren keine Probleme beim Vermieten: "Günstige Wohnungen sind immer knapp, je nach Ort mehr oder weniger." Mit Hartz IV habe sich der Druck auf preiswerten Wohnraum verschärft. Doch keine Bange: Die Wartelisten sind immer in Bewegung; der Wohnungsriese bringt es jährlich auf etwa 400 Mieterwechsel.
Das SWW setzt auf die Modernisierung seiner Wohnanlagen, reißt aber auch mal was ab. Aktuell laufen Planungen für die Bebauung eines Grundstücks an der Richard-Wagner-Straße in Sonthofen. Auch auf den frei werdenden Kasernen in Sonthofen, so Wechs, müsse neuer Wohnraum entstehen.
Entspannter ist die Einschätzung bei Immobilien Kreuzhagen und dem Oberallgäuer Vermietungsbüro: Zwar habe es im Herbst Signale für eine Verknappung der Mietwohnungen gegeben, aber das Angebot sei noch immer sehr groß. Beim Immobilienkauf sieht Josi Kreuzhagen geringe Nachfrage - ausgenommen Seniorenwohnungen. Er hat den Eindruck, dass viele Banken bei der Finanzierung zugeknöpfter sind, genauer hinschauen, mehr Eigenkapital verlangen. Die Möglichkeit, die eigenen vier Wände per Riestervertrag anzusparen, werde sich erst mittelfristig auswirken.
Sehr schwierig sei die Finanzierung von Gewerbeimmobilien.
"Jede Woche ein Notartermin"
Vom Rekordjahr 2008 bei der Immobilienvermittlung spricht Otto Schmid, Chef der Raiffeisenbank Oberallgäu-Süd: Das Ziel "ein Notartermin pro Woche" habe man sogar überschritten. Im Eigentumsbereich sieht er noch keine Verknappung, es gebe aber zu wenig Neubaugebiete in den Gemeinden. Als einen weiteren Grund für den Rückgang an Kapitalanlegern nennt Schmid das Mietrecht, das Vermietern zu viele Einschränkungen bringe. Die Vergaberichtlinien für Kredite habe seine Bank auch in der aktuellen Situation nicht verschärft.