Das hat es in Füssen zuvor noch nicht gegeben: Eine spanische Orgelnacht, in der sechs Organisten aus Spanien und Italien viereinhalb Stunden lang an sechs Orgeln in fünf Kirchen alle Register ihres Könnens zogen. Zahlreiche Besucher nutzten die Gelegenheit, die restaurierte und erst vor kurzem eingeweihte große Orgel in St. Mang wieder in Aktion zu hören. Aber auch Konzerte auf den historischen Kleinorgeln in der Kirche 'Unsere liebe Frau am Berg' sowie der Heiliggeistkirche und der Kirche St. Sebastian fanden Anklang. In zwei Konzerten erklang zudem die jüngst renovierte Orgel der Franziskanerkirche St. Stephan.
Die Orgelnacht eröffnete Luis Dalda in St. Mang stimmungsvoll mit spanischer Orgelmusik aus dem 17. beziehungsweise 20. Jahrhundert. Immer wieder pendelten die Zuhörer zwischen den nur wenige hundert Meter entfernt liegenden Gotteshäusern, wo unter anderem Miguel Ángel García (St. Sebastian) und Esteban Elizondo Iriarte (St. Mang) zeitgleich feierliche Stücke von Domingo Arquimbau oder Jesús Guridi spielten. Nach jedem ungefähr 30-minütigen Konzert gab es eine kurze Pause: Dann konnten nicht nur die Zuhörer, sondern auch die Interpreten der historischen Instrumente die Kirchen wechseln.
'Fantastisches Spiel' begeistert
Ganz hingerissen von dem 'fantastischen Spiel' war Robert Held aus Rieden, aber auch viele andere 'Orgelnachtwandler' waren begeistert. Besonderen Eindruck hinterließ Juan Paradell-Solé, der seine große Virtuosität in St. Sebastian und später an der 'Piechler-Orgel' in St. Mang sehr berührend unter Beweis stellte. Dem Organisten des jetzigen Papstes standen Miguel Gonzalez sowie der einzige italienische Vertreter dieser spanischen Orgelnacht, Angelo Castaldo aus Neapel, kaum nach. Mit großer Sensibilität, abwechselnd leise und dann wieder mit voller Klangfülle entführten sie die Besucher in die Musik längst vergangener Zeiten.
Mal wuchtig und beinahe donnernd und mal andächtig tönend ließen alle fünf Organisten diesen Abend langsam in die laue Nacht hineingleiten, deren großes Finale schließlich Gonzalez vorbehalten war. Mit Stücken aus dem 19. und 20. Jahrhundert setzte er gegen Mitternacht vor immerhin noch rund 50 Ohrenzeugen in St. Mang einen starken Schlusspunkt an der großen Orgel.