Von Stephan Schöttl Kaufbeuren Bereits seit dem Jahr 2001 ist Andrea Serwuschok als Schulsozialarbeiterin an der Gustav-Leutelt-Schule in Neugablonz tätig. Mit 'großem Erfolg', wie ihr Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse bestätigte. Weil das Konzept, auffällige Jugendliche bereits an den Schulen zu beraten und unterstützen, scheinbar aufgeht, hat die Stadt Kaufbeuren die Finanzierung zweier weiterer Stellen für die Jugendsozialarbeit übernommen. Annette Kuscha arbeitet seit diesem Schuljahr an der Jörg-Lederer-Schule, Ruth Stiehler ist Ansprechpartnerin an der Josef-Landes-Schule.
Ziel der Jugendsozialarbeit an Schulen ist es, ein einfach erreichbares Beratungs- und Unterstützungsangebot für Schüler und Eltern in den jeweiligen Bildungseinrichtungen zu schaffen. 'Wo Menschen zusammen sind, da passiert auch oft etwas', sagt Bosse. Streetworker seien dabei aber nicht die passende Lösung. 'Natürlich ist es sinnvoll, sich um junge Menschen zu kümmern. Aber wir müssen eine Entscheidung fällen, wie wir unsere begrenzten Mittel zielgerichtet einsetzen', so das Stadtoberhaupt. An den Schulen bereits mit Sozialarbeit anzusetzen, sei eben dieser gewünschte, effektive Weg. An der Gustav-Leutelt-Schule etwa, wo seit 2001 bereits die 37-jährige Andrea Serwuschok tätig ist, habe sich schnell der gewünschte Erfolg eingestellt. 'Sie ist ein wichtiges Bindeglied und leistet in Neugablonz wertvolle soziale Nacharbeit', so Bosses Urteil.
Zu Beginn des laufenden Schuljahres wurden an zwei weiteren Schulen Teilzeitstellen für die Jugendsozialarbeit eingerichtet. 'Die Auslastung zeigt, es war notwendig', sagt Johannes Gleisner, Leiter der Jörg-Lederer-Schule. Dort ist Annette Kuscha im Einsatz. Die meisten Fälle würden ihr von den Lehrern zugetragen, berichtet die 31-Jährige. Der Anteil der Schüler, die von sich aus auf sie zukommen, sei hingegen noch gering. Auch Peter Grau, Leiter der Josef-Landes-Schule, sieht die Sozialarbeiterinnen als Bereicherung im Schulalltag, an der Kaufbeurer Förderschule in besonderem Maße. 'Bei uns sind nicht nur Schüler mit besonderen Verhaltensweisen, sondern auch mit Lerneinschränkungen', sagt er. Es ist Aufgabe von Ruth Stieler, den Schülern bei der Bewältigung von Problemen zu helfen. 'Die Erfahrungen stimmen uns zuversichtlich', so Grau. Zu den Aufgaben der drei Frauen zählen Beratungen mit dem Ziel, Kompetenzen zur Lebenbewältigung in Schule, Ausbildung und Beruf zu stärken, Unterstützung in Konfliktsituationen - etwa mittels Anti-Aggressionskursen und sozialer Gruppenarbeit - und auch Beratungen von Eltern mit dem Ziel, ihnen bei der Lösung familiärer Probleme zu helfen. Zudem sei die Vermittlung von Kontakten mit anderen Einrichtungen (Jugendamt, Arbeitsamt, Polizei, Suchtberatung und ähnliches) herzustellen.
Hohe Akzeptanz
In der Praxis sieht das so aus, dass Stiehler zum Beispiel an der Josef-Landes-Schule zweimal pro Woche zusammen mit der zuständigen Lehrerin in einer sechsten Klasse unterrichtet. Die Lehrkraft sei mit ihren Kräften am Ende, so Grau. Zudem gebe es dort eine Lerngruppe für besonders auffällige Schüler von der dritten bis zur sechsten Klasse. Stiehler: 'Das sind maximal sechs Schüler, die gesondert unterrichtet werden, mit dem Ziel, dass sie möglichst bald wieder in ihre Regelklassen zurückkehren können.'
An Akzeptanz seitens der Kinder und Jugendlichen mangele es nicht. 'Mitunter schämen sie sich anfangs noch, doch auf Dauer kommen sie doch selbständig bei uns vorbei und nehmen das Angebot wahr', berichtet Serwuschok.