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Soziale Brennpunkte beleuchtet

Ottobeuren

Soziale Brennpunkte beleuchtet

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    Soziale Brennpunkte beleuchtet
    Soziale Brennpunkte beleuchtet Foto: brigitte waltl-jensen

    Die Kolpingfamilie Ottobeuren hat gestern im Kaisersaal der Benediktinerabtei ihr 125-jähriges Bestehen gefeiert. Im Zentrum des Festaktes stand die Festrede von Ministerialdirektor Friedrich Seitz, des Amtschefs im Bayerischen Sozialministerium, der auch einige soziale Brennpunkte näher beleuchtete.

    Zunächst stellte Seitz jedoch das Selbstverständnis der Kolpingfamilien in den Vordergrund, das Orientierungshilfe durch Mittagsbetreuung, Jugendförderung oder Hausaufgabenhilfe beinhalte. Damit geht nach Auffassung des Amtschefs auch die Vermittlung von ethischen, religiösen und moralischen Lebenseinstellungen im christlichen Sinne einher.

    "Die Kolpingfamilien sind der Kitt unserer Gesellschaft", meinte Seitz, der die Wertevermittlung in Bayern in einer "starken Ehrenamtsstruktur" gut aufgehoben sieht.

    Der Wunsch nach Familie, Rückhalt und Lebenssinn sei spürbar. Jedoch könne die Verantwortung für die Familienentwicklung nicht allein beim Staat liegen. Eigenverantwortung sei unverzichtbar, so Seitz.

    Unterstützung durch eine "sinnvolle Familienpolitik" brauchten demnach "zerbrechliche und überforderte" Familien und Eltern, die mit sich selbst oder der Verantwortung für die Familie nicht klarkämen.

    In diesem Zusammenhang bezweifelte der Ministerialdirektor, ob ein Kinderpaket für Hartz-IV-Empfänger der richtige Weg sei.

    Wenn Hartz-IV-Kinder durch eine Chipkarte geoutet würden, könnte dies schnell zu Diskriminierung führen.

    Kritische Worte fand Seitz zur geplanten Abschaffung oder Kürzung der Wehrpflicht und der damit verbundenen Beschneidung des Zivildienstes. "Das freiwillige soziale oder ökologische Jahr darf nicht plattgemacht werden", betonte er.

    Warnung vor einer "verlorenen Generation"

    Eine wichtige Aufgabe für Kolping sei, junge Menschen gut ausgebildet ins Berufsleben zu integrieren. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, sei die Integration ausländischer Jugendlicher wichtig. Man könne mehr als zehn Prozent der Bevölkerung nicht einfach ausklammern. Bedenklich sei, dass immer noch mehr als 17 Prozent der Schüler mit Migrationshintergrund ohne Hauptschulabschluss von der Schule abgingen. Bei deutschen Schülern betrage die Quote hier hingegen lediglich 6,4 Prozent. "Wenn wir nicht handeln, wird das eine verlorene Generation sein", betonte der Ministerialdirektor.

    "Die Kolpingfamilie Ottobeuren strotzt vor Kraft", sagte Landrat Hans-Joachim Weirather. Es sei deutlich eine Aufbruchstimmung zu spüren. Ottobeurens Bürgermeister Bernd Schäfer forderte die Kolpingmitglieder dazu auf, weiterhin Ideen einzubringen und durch Weltoffenheit und Orientierungshilfen Akzente zu setzen.

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