Bei den Bauern gärt es rund um die Milchpreise schon länger. Jetzt geraten die Allgäuland-Käsereien GmbH in Wangen und die Allgäuer Bergbauern-Milch Sonthofen-Schönau eG unter Druck. Offenbar wollen einzelne Landwirte den Abnehmer wechseln. Grund dürfte vor allem der niedrige Milchpreis bei Allgäuland sein. Zusätzlich Feuer in die Gerüchteküche bringt, dass die Firma "Zott" Landwirte unter anderem zu Versammlungen in Fischen und Kranzegg geladen hat, um ihr Unternehmen zu präsentieren. Möglicherweise aber auch, um Bauern an sich zu binden.
Mancher wundert sich jetzt freilich auch, woher "Die Genuss-Molkerei" (Firmenslogan) überhaupt die ganzen Adressen der Bauern hat. Von Zott gab es gestern keine Aussagen gegenüber unserer Zeitung; die Allgäuland-Geschäftsführung war nicht erreichbar.
Das aktuelle Geschehen könnte Bergbauern eG und Allgäuland Probleme machen. Denn würden zu viele Milchlieferungen wegbrechen, gefährdet das womöglich Produktionsstandorte wie Sonthofen. Vor allem, wenn große Milchlieferanten wechseln. Das sorgt auch Landrat Gebhard Kaiser: "Es darf nicht passieren, dass am Ende ein Betrieb wie Sonthofen schließen muss, weil die Milch fehlt."
Die Genossenschaftssatzung schreibt ihren Mitgliedern eine Milchlieferpflicht vor. Doch nun haben nach Informationen unserer Zeitung erste Landwirte ihre Mitgliedschaft gekündigt (zwei Jahre Kündigungsfrist zum Schluss des Geschäftsjahres). Und es gibt sogar erste Stimmen für eine Loslösung der Bergbauern eG von Allgäuland.
Doch auch die Vertragssituation zwischen Bergbauern-Genossenschaft und Allgäuland ist komplizierter, als es mancher Landwirt wahrhaben will. Denn sogar wenn es die Mehrheit der Genossen wollen würde: Die Bergbauern eG hat laut Gesellschaftsvertrag offenbar nicht die Möglichkeit, bei der Allgäuland-Käsereien GmbH per ordentlicher Kündigung auszuscheiden. Und selbst wenn eine Kündigung Erfolg hätte, wäre dann wohl das Milchwerk in Sonthofen für die Genossen verloren.
Denn das hat die Bergbauern eG in die Allgäuland GmbH "eingebracht" und nun nur noch einen Abfindungsanspruch.
"Eine Chance geben"
"Wer will dann noch die Milch der kleinen Bauern sammeln", gibt Kreisbäuerin Ulrike Müller zu bedenken. Sie fordert, Allgäuland erst die Chance für ein Sanierungskonzept zu geben und warnt die Landwirte davor, jetzt irgendwelche Verträge zu unterschreiben. Auch die Gerüchteküche und daraus verbreitete Panik könnten ein Unternehmen kaputtmachen, an dem immerhin rund 2600 Betriebe hingen.