"Unmöglich" findet Oberstleutnant Ulrich Kirsch die fehlende Transparenz um die Sanierung der GOB-Kaserne für die Sonthofer ABC- und Selbstschutzschule. Keiner sage etwas, es werde Schwarzer Peter und Stille Post gespielt - "was bei so was herauskommt, wissen wir", ärgert sich der Bundesvorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes. Es sei höchste Zeit, dass die Politik endlich für Transparenz sorge. Auch allgemein moniert Kirsch die zu geringe Öffentlichkeitsarbeit von Verteidigungsministerium und Regierung: "Es gäbe vieles, was man offen und ehrlich sagen könnte."
Der 57-Jährige ist in Berlin und Bonn für die Interessenvertretung von rund 206000 Mitgliedern tätig, doch er lebt in Sonthofen und kennt die Diskussionen um die "Burg". Es gebe zwei Kernfragen: Die erste (Wo kann die Schule ihren Auftrag am besten erfüllen?) sei entschieden. Auch aus Sicht vieler Soldaten sei ein Umzug der ABC-Einheiten auf die Burg richtig. Bei der zweiten Frage (Verhältnis von Kosten und Nutzen) erwartet Kirsch mit Spannung die Meinung des Bundesrechnungshofes. Sonthofen habe eine "Goldrand-Lösung" verdient; doch sollte Geld versenkt werden, interessiere auch das den Verband. Geld begleitet nämlich auch sonst die Arbeit des Bundesvorsitzenden, nicht nur bei den Themen Besoldung und Bezüge im Auslandseinsatz. "Die Streitkräfte sind seit langem unterfinanziert", sagt Kirsch.
Man bräuchte sofort 3 Milliarden Euro und weitere 1,5 Milliarden pro Jahr, um die für 2010 geplante Zielstruktur einzunehmen. Doch es bleibe weiter beim Schieben, Strecken und Streichen, auch wenn das Konjunkturpaket II etwas helfe.
Nach Kirschs Einschätzung kann die Bundeswehr ihre aktuellen Aufträge (Stabilisierungseinsätze) zwar erfüllen, stoße aber an Grenzen. So sei die Ausrüstung für Einsätze in Mitteleuropa ausgelegt und nicht etwa für Afghanistan. Das gilt für die Luft (Transall-Flugzeuge und CH 53-Hubschrauber) ebenso wie für den Boden, wo für den Geländewagen "Wolf" dringend ein kleiner, gepanzerter Nachfolger nötig sei.
Wichtig für den Verband sind zudem soziale Themen: etwa die Familienbelastung durch Auslandseinsätze und Standortverlegungen. Kirsch spricht von einer "vergleichsweise hohen Scheidungsrate" bei Soldaten, sammelt aber noch Zahlenmaterial. Der Vereinbarkeit von Familie und Beruf misst er strategische Bedeutung für die Nachwuchsgewinnung zu. Denn der Wettbewerb mit freier Wirtschaft und öffentlichem Dienst um die besten Köpfe habe bereits begonnen. Schon jetzt sei die Situation angespannt. Kirsch: "Ohne die Wehrpflicht wäre es nicht zu machen."
Dass der Afghanistan-Einsatz in weiten Teilen der Bevölkerung keine Zustimmung findet, tue den Soldaten weh, sagt der 57-Jährige. Eine Regierungserklärung zur Situation in Afghanistan sei überfällig. Dort sind ebenso wie in anderen Ländern auch immer wieder Soldaten der Region im Einsatz - zuletzt rund 220 aus der Kaserne in Füssen.