Eine Stadt im Ausnahmezustand, aber im besten Sinn: Feste feiernd präsentierte sich Sonthofen am Wochenende, wobei beim Narrensprung der gestrige Mega-Umzug mit Abstand der Höhepunkt war. Mit über 5500 Teilnehmern, die durch die Stadt zogen, bot sich stundenlang ein gewaltiges Spektakel. Und das alles bei bestem "Kaiserwetter". Gewiss hat der Begriff, den Landrat Gebhard Kaiser bei der Eröffnungsfeier im Landratsamt wieder einmal bemühte, schon einen Bart, der länger ist als mancher Zopf der Maskenträger. Doch er passte am Wochenende dennoch perfekt.
Besser hätte es für die Organisatoren rund um OK-Chef Rolf Döbbelin und die Vorsitzenden Norbert Eck (Hillaria) und Gerd Rüben (Sonthofer Fasnachtszunft) nun wirklich nicht laufen können. Zumal es auch sonst friedlich und ohne große Probleme ablief. Am meisten Aufregung dürfte da in der Nacht auf Sonntag noch der Feueralarm in einer Turnhalle an der Hindelanger Straße verursacht haben, wo Teilnehmer des Narrensprungs übernachteten. Irgendjemand hatte kurz vor drei Uhr einen Alarmknopf gedrückt - zum Glück ohne Grund.
Beim Brauchtumsabend gefiel unter anderem die Hexengruppe des Heimatdienstes Sonthofen mit einem eigens durch Hermann Kracker einstudierten Hexentanz. Die Masken stammen von Franz Xaver Miller, der Mitte der 80er Jahre 50 Larven geschnitzt und davon 15 dem Heimatdienst vermacht hatte.
Seinen Namen verdient hat auch der Rathaussturm, bei dem nach dem Kinderumzug etliche 100 Teilnehmer aufgelaufen waren. Bürgermeister Hubert Buhl verschlug es da fast die Sprache vor lauter >. Vorgeworfen wurde dem Stadtrat von SfZ-Zunftmeister Joachim Waversich >, während Hillaria-Prinzessin Siri statt Bus eine Schulschifffahrt auf Iller und Ostrach forderte.
Reichlich Spaß brachte das Narrengericht mit viel Lokalkolorit: Als Richter Sonthofens Polizeichef Karl Zirngibl, als Staatsanwältin Brigitte Gramatte-Dresse (in Wirklichkeit Richterin) und auf der Anklagebank Landtagsabgeordneter Dr. Leopold Herz. Dazu als Schöffen Bürgermeister Buhl und Landrat Kaiser, als Verteidigerin Sandra Fasolt vom Bund Deutscher Karneval - da waren humorige Sprüche angesagt.
Und nicht nur das: Herz, den zerknirschten Angeklagten mimend, sang sogar >. Mancher Zuschauer half da mit beim Singen.
Vorgeworfen hatte die Staatsanwaltschaft dem Abgeordneten unter anderem, dass er immer der Erste am Büffet sei. Bei der folgenden Urteilsvollstreckung am Schindbock ließen Galgenvögel ihn dann > kräftig rein. Herz nahms mit Humor. Einer guten Sache dienen soll der zweite Teil der Strafe: Im Landtag muss der Wertacher 100 Pappnasen möglichst teuer an seine Kollegen verkaufen. Der Erlös dient den Klinik-Clowns.
Die Polizei zog am Spätnachmittag bereits ein erstes positives Fazit: fast keine Verkehrsprobleme, fast kein Ärger mit Betrunkenen - kurzum >, so Vize-Chef Bertram Volke.