Kempten (bec). - Die Kaufbeurer tun es, die Lindauer, die Hofer und die Aschaffenburger auch: Sie waschen ihre Autos an Sonn- und Feiertagen. In Kempten dagegen - wie übrigens auch in Memmingen, Landshut oder Erlangen - wird die sonn- und feiertägliche Autowäsche an Tankstellen und Waschanlagen weiter ein Tabu bleiben. Das hat der Ausschuss für öffentliche Ordnung beschlossen. Denn die Sonntagsruhe, so war das Hauptargument, wolle man, soweit es möglich ist, unbedingt erhalten. Die Verordnung: Wie berichtet, dürfen seit 1. Juni Städte und Kommunen selbst entscheiden, ob Autowaschen bei ihnen auch am Sonntag erlaubt sein soll. Das hat der Bayerische Landtag beschlossen. Die Verordnung, erklärte Thomas Schuhmaier, Leiter des Rechts- und Ordnungsamts, würde dann für alle Einrichtungen gelten - ob sich nun eine Waschanlage im Gewerbegebiet oder in einer Wohnanlage befindet, sei dabei egal. 'Hopp oder topp', so Schuhmaier: 'Ausnahmen wären dann nicht möglich', beantwortete er die Frage von CSU-Stadtrat Peter Wagenbrenner, ob man denn nicht beispielsweise zwischen Selbstbedienungs- und reinen Waschanlagen unterscheiden könne. Schließlich brauche man bei der ersten Variante kein Personal. Die Auswirkungen vor Ort: In Kempten würde eine entsprechende Verordnung zwölf Einrichtungen betreffen: drei reine Waschanlagen und neun Tankstellen mit Möglichkeit zur Autowäsche. Drei Betreiber, erläuterte der Ordnungsamts-Leiter, waren an die Stadt mit der Anregung herangetreten, die Verordnung auf den Weg zu bringen. Gleichzeitig jedoch habe es diverse Proteste von Anwohnern gegeben, die sich durch den bestehenden Lärm bereits belästigt genug fühlen.
Keine Konkurrenz mit Österreich Die Argumente: Da eine Verordnung das Sonn- und Feiertagsgesetz betreffen würde, hörte die Stadt Gewerkschaften, Kirchen und die Industrie- und Handelskammer (IHK), die sich fast alle gegen die Erlaubnis einer sonntäglichen Autowäsche aussprachen (siehe eigenen Artikel). Genauso wie die Verwaltung. 'Es gab Proteste von Anwohnern und Kempten liegt nicht direkt im Grenzgebiet', führte Schuhmaier aus. Eine Konkurrenz mit österreichischen Tankstellen, an denen sonntags munter geschrubbt wird, sei also nicht gegeben. Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer ergänzte: 'Es gibt Bereiche, in denen Sonntagsarbeit nötig ist. Aber wo es nicht nötig ist, sollte man den Sonntag frei halten.' Ein Argument, das Siegfried Wehrmann (SPD) und Johann Lederle (CSU) bekräftigten. Schließlich, so Lederle, sollten sechs Tage ausreichen, um einen Wagen auf Hochglanz zu bringen. Das Fazit: Letztlich herrschte Einigkeit im Ausschuss: Es soll alles so bleiben wie es ist. Die Kemptener müssen ihre Autos weiterhin am Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag waschen.