Anwohner beklagen Disko-Lärm Gemeinde reagiert mit Sperrzeit-Verlängerung. Von Nicole Siebert Weitnau-Kleinweiler Die Diskothek 'Sonneck' in Kleinweiler steht wieder einmal in der Diskussion. Seit Jahren beklagen sich Anwohner über nächtliche Ruhestörungen durch das Lokal. In jüngster Zeit hat sich der Zwist zugespitzt. Die Gemeinde hat auf die jüngsten Beschwerden reagiert und den Wirt vor wenigen Tagen verpflichtet, das nur am Wochenende geöffnete Tanzlokal bereits um zwei Uhr morgens zu schließen. Dieser wiederum fürchtet nun um seine Existenz.
Seit 20 Jahren gibt es in Kleinweiler das 'Sonneck'. Das einstige Café und Tanzlokal entwickelte sich zu einer Diskothek, die bei Nachtschwärmern aus dem weiteren Umkreis beliebt ist. Doch das ist so manchem Bürger in der Gemeinde ein Dorn im Auge. Vor allem einigen Nachbarn: 'Die krakelen mitten in der Nacht vor unserem Haus herum, campieren und hinterlassen ihren Dreck auf dem Gelände', beschwert sich Wolfgang Meidert. Weil die Situation für seine Familie unerträglich geworden sei, fordert er von der Gemeinde die Schließung der Disko.
In der Gemeindeverwaltung habe sich der Fall 'Sonneck' zu einem Dauerbrenner entwickelt, der stark emotional belastet sei, erläutert Bürgermeister Peter Freytag. Mehrfach habe die Gemeinde den Wirt aufgefordert, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, berichtet er.
Auf diese Appelle habe er durchaus reagiert, betont Wirt Gerhard Kantor: 'Die Besucher nehmen jetzt keine Gläser und Flaschen mehr mit nach draußen, die Fenster des Billardraums wurden abgedichtet und auch die Sonneckstraße wird nicht mehr zugeparkt.' Dennoch flatterten zuletzt immer wieder Beschwerden ins Rathaus, weshalb das Thema in der jüngsten Gemeinderats-Sitzung auf den Tisch kam. Ergebnis: Die Sperrzeit wird vorerst von drei auf zwei Uhr ausgedehnt.
Ein Kompromiss
Freytag, der die Gemeinde als Vermittler zwischen Wirt und Anliegern sieht, wertet diesen Beschluss als Kompromiss: 'Der Gastwirt muss nicht von heute auf morgen schließen' und die Parteien könnten nun gemeinsam nach einer verträglichen Lösung suchen. Außerdem werde das Landratsamt in den nächsten Wochen Messungen durchführen, um den tatsächliche Lärmpegel zu ermitteln.
'Mündige Bürger können doch miteinander reden', kommentiert Karl-Heinz Schader von der Kemptener Polizei den Zwist ums 'Sonneck'. Vergangenes Wochenende wurden seine Beamten von einem Anwohner wegen einer angeblichen Schlägerei vor der Diskothek alarmiert. 'Das war aber eine Falschmeldung', erinnert sich Schader. Der Hauptkommissar beurteilt die Diskothek keinesfalls als Brennpunkt: 'Da gibt es andere Fälle.' Und stärkt Kantor den Rücken: 'Was kann ein Gastwirt dafür, wenn vor seiner Wirtschaft eine Rangelei stattfindet?'
Der Wirt fühlt sich von der Gemeinde unfair behandelt. Und sieht obendrein seine Existenz massiv in Gefahr. 'Wenn ich um zwei Uhr schon zusperren muss, kann ich mir den Betrieb finanziell nicht mehr lange leisten', klagt er. Indes glaubt er nicht , daß sich das Geräuschempfinden der Anwohner verändern wird. 'Die 170 Autos, die am Freitag- und Samstagabend das Sonneck ansteuern, machen halt einen Motorlärm und auch das Türklappen hört man. Wahrscheinlich müssen wir uns in Luft auflösen.'
Unsichtbar will sich Kantor freilich nicht machen. Vielmehr peilt auch er eine friedliche Lösung des Konfliktes an: 'Wenn ich den Betrieb noch eineinhalb Jahre aufrechterhalten kann, könnte ich mir in dieser Zeit einen neuen Standort für ein Lokal suchen und säße nicht auf der Straße.'