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Soldaten begleiten kostbare Fracht

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Soldaten begleiten kostbare Fracht

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    Historischer Salzzug von Hunderten Schaulustigen empfangen Von Manfred Sendlinger Oberstaufen/Simmerberg Was sich für die Zuschauer an der Strecke und am Zielort Simmerberg als farbenfrohes Spektakel darstellte, war im 18. Jahrhundert Schwerstarbeit für Rösser, Reiter und Kutscher. Eine der Etappen des mühseligen und gefährlichen Salztransports von Tirol zum Bodensee, früher ein wichtiger Erwerbszweig der Region, führte von Immenstadt über Oberstaufen nach Simmerberg. In prächtigen historischen Kostümen spielte der Freundeskreis Salzstraße die beschwerliche Reiseetappe von Oberstaufen über Genhofen nach Simmerbergnach. Obwohl sich der erste Abschnitt der Strecke über Hahnschenkel recht beschaulich anlässt, ahnen wohl die Rösser, dass es nicht so gemütlich weitergehen wird. Bei hochsommerlichen Temperaturen stehen sie ungeduldig in ihren Geschirren und drängen darauf, die anstrengende Pflichtübung hinter sich zu bringen. Bis Genhofen kommen die Zwei- und Vierspänner erstaunlich flott voran. Der Anstieg auf den Hahnschenkel verlangt den Tieren dann allerdings alles ab. Mächtig schnaubend erreichen die Rösser die kleine Kapelle, wo Kutschern, Reitern und Begleitsoldaten eine Erfrischung gereicht wird. Auch der historische Salzzug machte hier Station, um ein Dankgebet für den bisherigen guten Verlauf des Transports zu sprechen. Der Westallgäuer Landrat Dr. Manfred Bernhardt als reicher Kaufmann, Konrad Hauber als Salzhändler und Angela Feßler als dessen Gattin, spielen in historischen Kostümen die Szene nach. Von nun an geht es steil und kurvenreich bergab und die Kutscher haben alle Hände voll zu tun, ihre mit Salzfässern und -ballen beladenen Gespanne nicht zu schnell werden zu lassen.

    Ganz wie in alter Zeit schließen sich nach und nach weitere Reisende und Marketenderinnen dem Zug an, um unter dem Schutz der Königseggschen Gardesoldaten ihr Ziel zu erreichen. Wegelagerer und Räuberbanden hatten damals ein gieriges Auge auf die wertvolle Fracht geworfen, die man damals weißes Gold. Ob im 18. Jahrhundert die Salzfahrer auch von Musikkapellen in Simmerberg empfangen worden sind, ist nicht überliefert. Aber die vielen hundert Schaulustigen, die in der Ortsmitte den Zug begrüßen, zeigen, wie sehnlich das Salz erwartet worden ist. Gottlob am Ziel, sind die ersten Worte des Salzhändlers (Hans-Peter Imgrund), als er vor dem historischen Simmerberger Salzstadel vom Kutschbock springt und dort von Faktor (Michael Dornach) begrüßt wird. Zusammen mit seinem Wiegemeister (Thomas Hartmann) gilt der erste Blick der Unversehrtheit der Fracht. Nach einem Dank an den Hauptmann der Königsegger Garde (Bernhard Boch) und der Frage, ob es unterwegs Händel, Streit oder Unheil gegeben habe, werden die Soldaten in die Taferne entlassen. Unterdessen prüft der Wiegemeister, ob die 17 Artikel der Rodordnung eingehalten worden sind. Dort ist unter anderem festgelegt, dass die Salzfässer nur liegend transportiert werden dürfen und die Fahrt von Immenstadt nach Simmerberg höchstens zwei Tage in Anspruch nehmen darf. Nach der Begutachtung der Rösser und der Fuhrwerke bestätigt der Faktor mit seinem Siegel den Erhalt des für Simmerberg bestimmten Salzkontingents und zahlt den Rodlohn von einem Gulden und 36 Kreuzern. Natürlich verabredet man sich später in der Taferne, um einen Nebeneffekt des Salztransports zu nutzen. Die Fuhrleute bringen neben ihrer Fracht nämlich auch die neuesten Nachrichten aus den angrenzenden Regionen mit und haben damit eine weitere wichtige Funktion inne. Ortsheimatpfleger Gerd Zimmer als Verfasser der Texte und die Mitglieder des Theatervereins Simmerberg werden vom Publikum mit langanhaltendem Applaus für ihre schauspielerische Leistung entlohnt.

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