Von Michael Munkler, Kempten/Oberstdorf/Schwangau - Bis Frau Holle endlich ein Einsehen hat, beschränken sich die Wintersport-Möglichkeiten in den bayerischen Alpen weiterhin auf die Gebiete Nebelhorn, Fellhorn/Kanzelwand, Walmendingerhorn und die Zugspitze. Die meisten anderen Bergbahnen und Liftanlagen stehen entweder ganz still oder fahren jetzt Wanderer auf die Berge. Auch die letzten weißen Kunstschnee-Zungen schmelzen in talnahen Lagen dahin. 'Für uns als Bahn ist das eine wirtschaftliche Katastrophe', gibt Cornelia Leicht von der Hörnerbahn in Bolsterlang (Oberallgäu) unumwunden zu. 7,5 Millionen Euro hatte die Bahngesellschaft in den vergangenen Jahren in eine komplette Modernisierung gesteckt. Doch der Skiebtrieb konnte in dieser Saison noch an keinem einzigen Tag aufgenommen werden. Immerhin: Am zweiten Weihnachtstag kamen 230 Wanderer, die zumindest eine Bergfahrt lösten. Das freilich steht in keinem Verhältnis zu den 1500 bis 2000 Wintersportlern, die an guten Tagen einen Skipass an der Hörnerbahn kaufen. Wenn es nicht bald schneit, 'werden wir ganz einschneidende Sparmaßnahmen umsetzen', kündigt Leicht an. Da müsse dann auch an personelle Konsequenzen gedacht werden. Durch die Winter-Flaute haben schon jetzt Hunderte ihren Saison-Arbeitsplatz am Skilift oder bei der Bergbahn nicht antreten können.
Nur an Fellhorn/Kanzelwand, am Nebelhorn und auch am Walmendingerhorn kommen Wintersportler noch auf ihre Kosten. Talabfahrten freilich sind aber auch dort nicht möglich. Aber : Im Vergleich mit Oberbayern , wo fast alle Anlagen - mit Ausnahme auf der Zusgspitze - still stehen, ist die Region Allgäu damit noch gut bedient. Verglichen wird der bisher so schneearme und ungewöhnlich milde Winter mit der Saison 1989/90. Damals habe der Ski-Betrieb an der Hörnerbahn erst am 13. Januar begonnen, sagt Cornelia Leicht. Nach den Aufzeichnungen der Oberstdorfer Station des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hat es im Jahr 2002 in Oberstdorf (im Tal auf 810 Metern Höhe) insgesamt 68 Tage mit mindestens einem Zentimeter Schnee gegeben. Das ist extrem wenig. Denn 1962 waren es 171 Tage und im Jahr 1999 wurden 160 Schneetage registriert. 'Aber wir hatten auch schon noch weniger Tage mit Schneebedeckung in einem Jahr', blättert Wetterdienst-Techniker Christoph Schmidhuber in den Aufzeichnungen: Im bisher schneeärmsten Jahr 1971 wurden nur 61 Tage mit mindestens einem Zentimeter Schnee in Oberstdorf registriert. Hoffnung auf die weiße Pracht besteht auch in den nächsten Tagen nur in Hochlagen. Wiederholte Niederschläge würden in tieferen und mittleren Lagen wohl über den Jahreswechsel hinaus als Regen fallen, prognostiziert Diplom-Meteorologe Stefan Zender.