Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat am Dienstag den Fahrplan der Staatsregierung für Öffnungen und Erleichterungen der Corona-Einschränkungen vorgestellt. Dabei wies er auf die Möglichkeit hin, dass es eine regional unterschiedliche Vorgehensweise geben könne. Es gebe demnach regionale Unterschiede in der Ausbreitung des Virus. Wichtig sei jetzt ein "Pfad der Vernunft", eine Öffnung mit Vorsicht. Restrisiken blieben weiterhin, aber "Grundrechte einzuschränken geht nur, wenn es angemessen ist", so Söder. Mehr Freiheit bedeute allerdings auch mehr Verantwortung für die Bürger. Folgende Erleichterungen gelten im Laufe der nächsten Wochen:
- ab 6. Mai: Ausgangsbeschränkung wird umgewandelt in Kontaktbeschränkung: Rausgehen ist erlaubt, Distanzgebot bleibt, weiterhin keine Partys. Eine Kontaktperson darf Verwandte in gerader Linie besuchen, zuhause oder auch im öffentlichen Raum. Alle Spielplätze in Bayern sind wieder geöffnet.
- ab 9. Mai: Besuche in Altenpflegeheimen, Behindertenheimen, Krankenhäusern usw. werden "deutlich erleichtert". Sie haben laut Söder eine besondere Priorität. Man spüre die höhere Belastung durch Isolation. Daher wolle die Regierung es möglich machen, zu besuchen, nicht nur zur Sterbebegleitung. Ab Samstag soll es daher im Vorlauf zum Muttertag (Sonntag, 10. Mai) die deutliche Erleichterung geben: Besuch möglich mit Maske, wenn möglich im Freien, zu festen Besuchszeiten und mit zeitlicher Begrenzung.
- ab 11. Mai: Kinder mit Eingliederungsbedarf oder mit erzieherischem Bedarf und Kinder von Eltern mit beruflichen Härtefällen dürfen Einrichtungen besuchen. Dazu eine Sonderregelung für privat: Maximal drei Familien dürfen sich gemeinsam selbst organisieren. Bis Pfingsten sollen rund 50 Prozent der Kinder die Einrichtungen wieder besuchen können. Kindergärten seien "schwierig zu bewerten", so Söder, wegen unterschiedlicher Expertenmeinungen. Söder rät zur Vorsicht.
- ab 11. Mai: Einzelhandel: Alle Läden können öffnen. Die 800-QM-Begrenzung im Handel wird aufgehoben. Allerdings bleibt es bei 20 Quadratmetern Platz pro Person, überall herrscht Maskenpflicht. Die Öffnung gilt auch für Kaufhäuser und Malls. Sollten sich regional Zahlen verschlechtern, kann regional die Quadratmeter-Zahl auf 30 erhöht werden. Nagelstudios und Kosmetik können ebenfalls öffnen. Die bisherige Öffnung des Handels läuft laut Söder "sehr sehr gut", die Maskenpflicht werde überwiegend umgesetzt. Auch bei Friseuren "klappt es ebenfalls sehr gut".
- ab 11. Mai: Öffnung von Kultureinrichtungen wie Museen, Tiergärten u. ä.
- ab 11. Mai: Kontaktloser Einzelsport im Freien erlaubt (Golf, Tennis, Segeln, Leichtathletik, Motorboot, Reitunterricht ausnahmsweise auch in der Halle). Es gilt: Abstand halten, Hygienemaßnahmen.
- ab 18. Mai: Öffnung von Außengastronomie (Biergärten) bis 20 Uhr mit Abstandsregeln, Maskenpflicht für Kellner und Küche, Gäste müssen Maske bis zum Sitzplatz tragen. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger: Biergärten und Gastronomie sind "systemrelevant für das gesellschaftliche Leben".
- ab 25. Mai: Gaststätten (Speiselokale) wieder geöffnet. Gästezahl begrenzt, nur jeder 2. Tisch besetzt, Familienzonen sind einzurichten, Desinfektion von Besteck, Maske für Küche und Kellner, Gäste tragen Maske bis zum Sitzplatz. Bis max. 22 Uhr geöffnet. In der Gastronomie seien Hygienemaßnahmen "mit am schwierigsten umzusetzen", so Söder. Man habe eine naturgemäße Nähe, trinke "mitunter nicht nur Cola Light" (sondern Alkohol), Maskenpflicht sei ebenfalls schwierig.
- ab 25 Mai: Vorschulen und Waldkindergärten wieder geöffnet.
- ab 30. Mai: Hotel und Tourismus zugelassen, allerdings ohne Sauna, Wellness und Schwimmbäder. Strenge Hygienische Vorraussetzungen. Laut Söder besteht "kein Anlass, in benachbarte Länder fahren zu müssen".
- Bis Pfingsten (31. Mai) sollen 50% der Schülerinnen und Schüler wieder in der Schule sein. "Es ist und bleibt kein normales Schuljahr, es wird aber kein verlorenes sein", sagte Söder dazu. Der Kultusminister garantiere die gleiche Qualität bei den Abschlüssen wie sonst auch. Keiner solle wegen Corona durchfallen müssen. Erfahrungen aus der Digitalisierung sollen "auch zukünftig die Schule beleben". Keine Maskenpflicht im Unterricht, aber an der Schule (Pausenhof, Gänge usw.). Blockunterricht im Wechsel. Bis Pfingsten gelockerte Präsenzpflicht. Eltern entscheiden, ob die Kinder lieber digitale Präsenz haben sollen. Ferienzeiten bleiben. Notenschluss erst Ende Juli, damit Klassen den Stoff nachholen können.
Söder: "Es gibt eine Entwicklung, aber zwei bis drei Wochen später als in anderen Bundesländern." Bayern habe früher begonnen mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, würde aber später aufhören, weil Bayern die höchsten Infektionszahlen habe. Eine stufenweise Öffnung sei vernünftig, mit einer Kombination aus Vorsicht und Freiheit. "Alle Experten sagen: ja, das kann man machen." Man könne auch Lebensfreude haben, "wenn man vernünftig und wachsam bleibt".