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So nahe wie möglich am Original von Glenn Miller und Co.

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So nahe wie möglich am Original von Glenn Miller und Co.

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    So nahe wie möglich am Original von Glenn Miller und Co.
    So nahe wie möglich am Original von Glenn Miller und Co. Foto: beckmann

    Von Veronika Krull |ImmenstadtEigentlich ist der Bayerische Rundfunk an allem Schuld. "Viva la Musica" hieß die Serie, für die vor 15 Jahren auch eine Folge in Immenstadt aufgenommen wurde. Es galt als üblich, dass eine Bigband am Schluss spielte. Die Musikschule Immenstadt war ratlos: "So was haben wir nicht." Fred Artmeyer, BR-Abteilungsleiter für "Laienmusik", gab sich ungerührt: "Dann machts halt eine!"

    Martin Kerber (44), Spross der bekannten Oberstaufener Musikerfamilie, ließ sich das nicht zweimal sagen. Er telefonierte mit Elmar Besserer, damals wie heute Schlagzeuger der "Washhouse Basement Stompers", mobilisierte Musiker aus Immenstadt, Thalkirchdorf und Oberstaufen. Die ersten Schritte auf dem Weg zur renommierten "Martin-Kerber-Bigband" waren getan.

    Im August 1993 trafen sich zum ersten Mal die künftigen Bigband-Spieler. Bis Oktober galt es, zwei "rundfunkreife" Stücke einzustudieren, erinnert sich "Bandmanager" Besserer (72). Unerschrocken begaben sich die Bläser und Schlagzeuger ans Werk und übten "Pennsylvania 6-5000", von Jerry Gray komponiert und von Glenn Miller mitreißend interpretiert, sowie das von Les Hooper verfasste "Sittin Pretty".

    Nachdem im Laufe der Probenwochen noch weitere Musiker dazu stießen, hatte das noch namenlose Ensemble immerhin auch die für eine Bigband erforderlichen 17 Mitglieder zusammen. Im Oktober fand dann die Premiere im Hofgarten statt: "War gut", ist Elmar Besserer heute noch zufrieden.

    Doch "dann wars vorbei", sagt Besserer. Er weiß noch, dass er damals die Frage in den Raum stellte: "Wie gehts jetzt weiter?" Niemand habe etwas gesagt, also schlug er keck vor: "Spielen wir halt weiter." So geschah es. Die "Bigband Oberallgäu" entstand, die sich dann vor etwa sechs Jahren in "Martin-Kerber-Bigband" umbenannte. "Weil Martin Kerber die Idee hatte und uns das Bigband-Spielen beigebracht hat", begründet Elmar Besserer diesen Schritt.

    Die heute 18-köpfige Band hat sich vornehmlich den Swing-Klassikern der 40er und 50er Jahre verschrieben: Duke Ellington, Tommy Dorsay, Glenn Miller oder Count Basie heißen die Lieblingskomponisten.

    So nahe wie möglich an den Original-Sound heranzukommen, ist dem musikalischen Leiter Martin Kerber, Lehrer an der Musikschule Oberallgäu-Süd, ein großes Anliegen. Und damit sieht er das Ensemble im Gegensatz zu anderen Bigbands, die lieber eigene Arrangements spielen. Doch den eigentlichen Sound gebe es kaum mehr, bedauert Kerber, der schon mit drei Jahren die ersten Instrumente erlernte. In seiner Bigband begleitet er die Musiker auf dem Klavier oder spielt schon mal ein Trompetensolo.

    Wichtig für Kerber, der zusätzlich zum Studium an der Münchner Hochschule für Musik auch ein Jazzstudium am Richard-Strauss-Konservatorium absolvierte: "Dass es swingt."

    Und das ist "konzentrierte Arbeit", betont Elmar Besserer. Das sei ein ganz anderer Stil als bei einer Combo: "Da gehts wesentlich härter zur Sache". Andreas Rogg (46), von Anfang an dabei, nickt: "Fast wie in einem Symphonieorchester. Da muss alles ganz genau sein." Er spielt Tenorsaxophon und bekennt: "Bigband ist genau mein Terrain."

    Zum Üben in den Wald

    Und dafür probt der selbstständige Zahntechnikermeister auch privat -in seinem Labor. "Ohne Musik könnte ich nicht leben", sagt Rogg. Und so schaffte er es auch, sich vor Jahren den Traum vom Saxophonspiel zu erfüllen. Als Autodidakt: Anfangs sei er zum Üben immer in den Wald bei Stein gegangen: "Jetzt gibts da keine Rehe mehr", lacht er.

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