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So düster ist die Welt der Krebskranken nicht

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So düster ist die Welt der Krebskranken nicht

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    Professor Dr. Ludwig Schmid, Ärztlicher Leiter der Schlossbergklinik, geht in den Ruhestand Oberstaufen (ell). Jungen Medizinstudenten fehlt offenbar vor allem eines: Der Bezug zur Praxis und Zuwendung von erfahrenen Kollegen. Diesen Eindruck bekommt, wer die anonym abgegebenen Stellungnahmen von Jungmedizinern nach einem Seminar-Wochenende in Oberstaufens Schlossbergklinik liest. Eine der eindrucksvollsten Sätze lautet: 'Außerdem finde ich, sieht die Welt der Krebskranken gar nicht mehr so traurig und düster aus..

    Damit der junge Student aus München zu diesem Fazit kommen konnte, haben Professor Dr. Ludwig Schmid, bis vor wenigen Tagen Ärztlicher Direktor der Schlossbergklinik, und sein Nachfolger und Wegbegleiter Dr. Klaus Zellmann 22 Jahre lang an einer fachlichen Kompetenz und einer warmen Atmosphäre gefeilt, die auch nach der Pensionierung des 65-jährigen Mediziners den Geist der Schlossbergklinik beherrschen soll. Gut kann sich Schmid an seine eigenen Anfänge als Arzt im Umgang mit Krebskranken erinnern, seine eigenen Fehler, seine eigene Angst. Auch deshalb lag es ihm nach Übernahme der Leitung der Schlossbergklinik 1981 am Herzen, etwas für den medizinischen Nachwuchs zu tun. Seit 19 Jahren verbringen nun Studenten zweimal pro Jahr ein Wochenende in Oberstaufen und lernen unter anderem, ihre Scheu vor Krebskranken abzubauen. Diese Angst, die Ludwig Schmid auch auf die Angst der Menschen vor einer eigenen Krebskrankheit und dem eigenen Sterben zurückführt, haben die Männer und Frauen des Leitungsteams der Schlossbergklinik von Beginn an bei der Bevölkerung in Oberstaufen miterlebt. In den 80er Jahren war es keine Seltenheit, dass Krebspatienten in Cafès nicht bedient oder Türklinken, berührt von Kranken, rasch desinfiziert wurden, erinnert sich der Mann, der sich nach einem Leben für die Patienten den Ruhestand noch gar nicht so recht vorstellen kann. Trotz seiner vielen Hobbys und Interessensgebieten. Im Durchschnitt 80 Stunden pro Woche in der Klinik, und das 22 Jahre lang - das lässt sich nicht so einfach beiseite schieben. Als die Schlossbergklinik 1981 vom Tumorzentrum München der Technischen Universität aufgenommen wurde, ließ sich Professor Schmid nach Oberstaufen 'zitieren' - zunächst nicht gerade ein Herzenswunsch des gebürtigen Sonthofers, der am Münchner Klinikum rechts der Isar habilitiert hatte und Privatdozent war. Zusammen mit Dr. Klaus Zellmann, Nachfolger als Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Inneren Medizin, entwickelte Schmid in den ersten fünf Jahren in Oberstaufen ein Konzept, das die bis dahin unter Patientenmangel leidende Klinik in die schwarzen Zahlen brachte. Das Rezept: Hohe Kompetenz, die sich an den neuesten Erkenntnissen und technischen Möglichkeiten der Tumormedizin orientiert, einerseits. Und andererseits ein menschlicher, einfühlsamer Umgang, sowohl mit den Patienten als auch mit den Mitarbeitern. Die fachliche Qualität unterstützen mehrere Faktoren: Ein wissenschaftlicher Beirat aus Universitäts-Wissenschaftlern arbeitet an der Konzeption mit und bringt stets neue Erkenntnisse in Diagnostik und Therapie nach Oberstaufen. Regelmäßig sind die Konsiliarärzte der wichtigsten Lehrstühle in der Schlossbergklinik, auch zur Supervision. 'Jeder muss wissen, was im Kopf des Chefarztes vorgeht', setzen Professor Schmid und seine Kollegen auf ein intensives Miteinander. Noch immer kämpft er schwer gegen das Vorurteil an, eine Krebsklinik sei eine Sterbeklinik: 'Von all unseren Patienten versterben nur fünf Prozent, von den restlichen 95 Prozent werden sehr viele geheilt oder können zum großen Teil oft viele Jahre hoch wirksam behandelt werden.' Auch dank einer Schmerztherapie, die ein Leben mit der Tumorerkrankung noch lebenswert macht.

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