Von Marion Bässler|Oberreute'Ich möchte später im Weltcup mitspringen, ins A-Team kommen und es bei einer Weltmeisterschaft aufs Treppchen schaffen.' So sehen die sportlichen Ziele von Michael Herrmann aus. Der 14-jährige Oberreuter entdeckte schon früh seine Begeisterung fürs Skispringen. Im Alter von sieben Jahren saß Michael vorm Fernseher und verfolgte die Wettkämpfe. 'Es ist einfach toll, wenn man so lange in der Luft ist', beschreibt er die Faszination, die diese Sportart auf ihn ausübt.
Daher wollte er es den Adlern gleich tun und sich selbst auch auf der Schanze probieren. Nachdem seine Mutter ihn zum SC Scheidegg fuhr, hat sich alles weitere 'so ergeben'. Für seine neue Leidenschaft hat Michael sogar seine Fußballschuhe an den Nagel gehängt und kickt seither nur noch hobbymäßig. 'Skispringen ist einfach cooler', begründet er, warum ihm diese Entscheidung nicht schwer fiel.
An die Gefahren, die diese Sportart birgt, denkt der 14-Jährige nicht. 'So viel passiert doch nicht', erklärt er, gibt allerdings zu, dass seine Mutter beim Zuschauen 'schon ein bisschen Angst' gehabt habe, obwohl er bis jetzt lediglich von der mittleren Schanze springt. Dennoch steht seine Familie voll hinter ihm und unterstützt ihn tatkräftig.
Nachdem die Wege zum Training anfangs noch annehmbar waren, wurde es für das Nachwuchstalent schwierig, als der SC Scheidegg seine Skisprungabteilung auflösen musste. Aus diesem Grund wechselte Michael Herrmann 2003 nämlich zum SC Oberstdorf und besucht seit Sommer 2007 auch das dortige Sportinternat. 'Mir gefällt es hier, weil alle nett und cool sind', erzählt Michael, der mit seinen 14 Jahren der jüngste Internatsschüler ist.
Es sei zwar 'schon blöd', dass er seine Familie und seine Freunde höchstens an den Wochenenden sieht, aber für seinen Sport nimmt Michael das gerne in Kauf. 'So habe ich die Möglichkeit, täglich zu trainieren', erklärt er.
An einem normalen Schultag kommt Michael um 13 Uhr aus dem Unterricht. Nach dem Essen erledigt er sofort seine Hausaufgaben und lernt, denn ab 15 Uhr steht bereits ein zweistündiges Training auf dem Programm. Da er sich nach dem Abendessen noch einmal Zeit für den Schulstoff nimmt, hat er im Unterricht auch keine Probleme. Lediglich auf Wettkämpfen wird es schwierig, gibt Michael Herrmann zu. 'Da muss ich dann eben nachlernen', sagt der 14-Jährige, der bereits der Schülernationalmannschaft des DSV angehört.
Trainer: 'Konstanter werden'
'Michaels Leistungen in der letzten Saison waren recht ordentlich' urteilt Stefan Pieper, der den 14-Jährigen beim SC Oberstdorf gemeinsam mit Thomas Müller betreut. Beim deutschen Schülercup konnte er ein Springen gewinnen und sicherte sich in einem anderen Wettkampf den dritten Platz. In der Gesamtwertung belegte er den fünften Rang. 'Das hätte allerdings besser sein können, wenn Michael konstantere Leistungen gezeigt hätte', gibt Pieper zu.
Laut dem Coach muss der 14-Jährige noch daran arbeiten, seine Leistungen konstanter rüberzubringen. 'Er hat aber ein gutes Flugsystem und zeigt von der Kraft her auch einen guten Absprung', beschreibt der Trainer die Stärken seines Schützlings. Die Tatsache, dass Michael bis in den Weltcup springen will, hält Pieper keineswegs für übertrieben. 'Das Ziel muss er haben, um nach oben zu kommen', erklärt der Trainer.