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"Situation wird immer dramatischer"

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"Situation wird immer dramatischer"

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    Memmingen | johs | Das Schuljahr ist zu Ende . Doch Hans-Peter Gneiser, Schulleiter der Johann-Bierwirth-Berufsschule, blickt bereits mit Sorge auf die kommende Unterrichtszeit. Die Anmeldezahlen schnellen weiter nach oben. Doch zusätzliche Lehrkräfte sind nicht in Sicht. "In diesem Jahr haben wir den Fachunterricht noch einigermaßen über die Runden gebracht", erklärt Gneiser. In den Bereichen Metall- und Elektrotechnik werde der Lehrermangel aber immer dramatischer.

    Größtenteils werden laut Gneiser an der staatlichen Berufsschule dreißig Schüler pro Klasse unterrichtet. "Eine individuelle Förderung ist da einfach nicht mehr möglich", bemängelt der Schulleiter. Zu Beginn des Schuljahres habe er sechs Referendare zugewiesen bekommen, die bereits 17 Stunden in der Woche unterrichten müssen. "Vorgesehen sind eigentlich nur elf Schulstunden", fügt Gneiser hinzu. Für das Schuljahr 2008/09 hätten sich bereits rund 200 Schüler mehr als noch im Vorjahr angemeldet. Mit dem vorhandenen Personal sei ein geregelter Unterricht kaum mehr möglich.

    Daher hat sich Gneiser vor Kurzem mit seinem Problem an das Kultusministerium gewandt. Dies habe die derzeitige Situation als "sehr schwierig" bezeichnet, da zu wenig Lehrkräfte vorhanden seien. Der Lehrberuf an Berufsschulen muss laut Gneiser daher unbedingt attraktiver werden: "Ein Referendar verdient teilweise weniger Geld als die Schüler, die er unterrichtet", so der Schulleiter. In der freien Wirtschaft werden Ingenieure dagegen händeringend gesucht und verdienen in der Regel auch mehr Geld. Ein weiteres Problem sei die Altersstruktur der Lehrkräfte. "Rund 50 Prozent sind über 55 Jahre alt", so Gneiser. Daher fordert er bessere Rahmenbedingungen für den Lehrer-Nachwuchs: "Andernfalls sieht es für die Zukunft nicht gut aus."

    Um diesen Trend zu stoppen, hat sich nun die Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben mit mehreren Forderungen an das Kultusministerium gewandt. So soll der Schuldienst für Ingenieurabsolventen der Fachhochschule geöffnet werden. Nach Angaben von Johann Dandl, Leiter des Geschäftsfeldes Aus- und Weiterbildung bei der IHK Schwaben, muss dafür die Zusatzausbildung im pädagogischen Bereich leichter zu erwerben sein. Doch noch sei das Interesse der Absolventen gering. "Man muss aber versuchen, sich an jeden Strohhalm zu klammern", so Dandl. Größer sei derzeit die Bereitschaft von Großbetrieben, ihr Fachpersonal zeitweise für den Schulunterricht zur Verfügung zu stellen.

    Gezielt für Lehrberuf werben

    Damit es künftig weniger Engpässe gibt, müsse aber bereits an Gymnasien und Fachoberschulen gezielt für den Lehrberuf im Bereich Metall und Elektrotechnik geworben werden. Dafür muss sich laut Dandl aber auch die finanzielle Situation für Referendare deutlich verbessern. Signale, die in diese Richtung gehen, habe er vom Kultusministerium allerdings noch nicht vernommen.

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