Bekennende Freunde von Gospelmusik mögen zwar nicht unbedingt im musikalischen "Mainstream" mitschwimmen, einen exotischen Geschmack kann man ihnen aber auch nicht unterstellen. Dass jedoch ein bisher in Buchloe gänzlich unbekannter Chor wie "Gospel & More" aus Nersingen bei Neu-Ulm den Kirchenraum und die Empore der Hoffnungskirche so gut füllt, dass man Angst um die Statik des Bauwerks haben musste, war nicht zu erwarten. Gesiegt hatte wohl die Neugierde der Besucher, denn man wollte doch wissen, was da für ein kirchenmusikalischer Exportartikel aus der früheren Pfarrei des Buchloer Seelsorgers Christian Fait zu hören war.
Mitreißende Interpretationen
Die 19 Sängerinnen und fünf Sänger im Alter von 16 bis 60 sowie die aus Klavier, Bass und Schlagzeug bestehende Begleitband unter der Gesamtleitung von Markus Romes ließen von Anfang an nichts "anbrennen" und hatten mit mitreißenden Interpretationen das Publikum schnell auf ihre Seite gezogen. Die Glaubensfreude, die aus dem meisten Texten spricht, wäre auch ohne die deutsche Roh-Übersetzung im Programmzettel vermittelt worden.
Dass man die größten Gospel-Evergreens erst kurz vor Schluss sang und auch bis dahin nur wenig bekannte, stilistisch artverwandte Nummern im Programm hatte (Caravan of Love, I will follow him, You make me feel like dancing) störte zu keinem Zeitpunkt. Wenn die Atmosphäre stimmt, dann muss man sich nicht um jeden Preis an den Grundsatz "Spielt und singt was das Publikum kennt!" halten.
Aber nicht nur atmosphärisch, auch musikalisch war es ein gelungener Auftritt. Der Chor trumpfte mit einer anderswo selten zu hörenden dynamischen Vielfalt auf. Die Artikulation geriet auch bei schnellsten Passagen - Schlagzeuger Sini Joldic war im wahrsten Sinne des Wortes "treibende Kraft" - nie aus den Fugen. Keyboarder Frieder Morgenstern betätigte nicht nur die Tasten, sondern machte auch als Gitarrist und ausdrucksstarker Gesangssolist auf seine Qualitäten aufmerksam. Weit vor dem Ende war die Stimmung mit der eines Rockkonzertes vergleichbar. Wäre der Chor nicht mit der dritten Zugabe aus der Kirche ausgezogen, hätte das jubelnde Publikum wohl erst bei offensichtlich auftretender Heiserkeit der Sänger Ruhe gegeben.
So ganz nebenbei wurde das Konzert auch von Buchloer Chorsängern als eine Art "Weiterbildung" genutzt, denn Mitglieder von nahezu allen Gesangsgruppen, die im Kulturleben der Stadt eine Rolle spielen, hatten den Weg in die Hoffnungskirche gefunden. "Da können wir uns eine Scheibe abschneiden", sagte ein Sänger nach dem Konzert zu einem Kollegen. "Ja, aber eine ganz dicke", lautete die Antwort.
Joachim Buch