72 Mal seit 2002 hat Siegfried Irl (59) eine Versammlung der Schiedsrichtergruppe Kempten/Oberallgäu als Obmann geleitet, das 73. Mal am heutigen Freitagabend in Betzigau wird die letzte sein. Der "Siggi", wie er von den Kameraden genannt wird, tritt ab. 2002 wurde er zum Chef der Oberallgäuer Unparteiischen gewählt. 2010 schließt sich dieser Abschnitt für ihn, weil er mehr Zeit für das Private haben will.
Wie und wann sind Sie eigentlich Schiedsrichter geworden?
Siegfried Irl: Das war 1986 und es war reiner Zufall. Ich habe beim ASV Martinszell in der AH gespielt. Da hat mich der damalige Obmann Siegfried Bonna angesprochen.
Erinnern Sie sich noch an ihr erstes Spiel, das sie gepfiffen haben?
Irl: Ja, klar. Das war die Reserve des TSV Durach. Es war ein Hartplatz und es lag Schnee. Draußen stand mein Lehrwart, der Vogt Sepp. Er hat mir hinterher gesagt, was ich richtig und falsch gemacht habe.
Und wie war es beim ersten Mal?
Irl: Es muss ganz gut gewesen sein. Denn hinterher hat die AH des TSV Durach gespielt. Die Spieler haben mich gefragt, ob ich denn nicht gleich auch sie pfeifen möchte.
Wie sind Sie in die Funktionärslaufbahn eingebogen?
Irl: Das war das Werk von Helmut Weihele. 1989 war ich mit ihm - er war damals Spielgruppenleiter - nur so bei einer Veranstaltung gewesen. Und danach war ich AH-Leiter für Kempten und das Oberallgäu sowie Senioren-Spielleiter im Bezirk.
Haben Sie Weihele schon verziehen?
Irl: Ach, das waren schöne Zeiten mit ihm und Karl Kracker, der zu dieser Zeit im Ostallgäu der Spielgruppenleiter war.
Wie ging es mit der Karriere weiter?
Irl: Von 1991 bis 2002 war ich der Lehrwart der Schiedsrichtergruppe. In dieser Zeit habe ich 231 Neulinge ausgebildet. Dann wurde ich 2002 Obmann der Schiedsrichtergruppe Kempten/Oberallgäu. Bis 2010 habe ich weitere 136 Neue ausgebildet. In den letzten acht Jahren habe ich 16639 Begegnungen eingeteilt, von denen nur fünf von den Kameraden nicht besetzt wurden.
Wie lautet das Fazit Ihrer Tätigkeit als Obmann seit 2002?
Irl: Wir haben 189 Unparteiische in der Gruppe. Das ist der bisherige Höchststand. Als ich angefangen habe, waren es 140. 2002 habe ich 2390 Spiele eingeteilt. 2009 waren es 3623. Meine Ziele, glaube ich, habe ich verwirklicht. Ich wollte gute Kontakte zu den Vereinen schaffen und mit den Vereinen reden, nicht über sie. Das ist mir gelungen.
Was fiel noch in Ihre Amtszeit?
Irl: Die Betreuung der Jung-Schiedsrichter ist besser geworden. Und die Gruppe ist in der Spitze besser aufgestellt. 2002 hatten wir einen Schiedsrichter in der Landesliga und einen in der Bezirksoberliga. Nun haben wir einen in der 2. Bundesliga, einen in der Regionalliga, zwei in der Landesliga und drei in der Bezirksoberliga.
Sie haben 1831 Spiele seit 1986 gepfiffen. Was war das netteste Erlebnis?
Irl: Das war 1999 das Benefizspiel des FC Bayern München nach dem Hochwasser gegen eine Allgäuer Auswahl. Die Stars aus München waren leutselig und Bayern-Trainer Otmar Hitzfeld kam davor in die Kabine, stellte sich vor und sagte im Spaß, dass wir gscheit pfeifen sollen.
Was macht die Schiedsrichter aus?
Irl: Kameradschaft, Feiern, Ausflüge und alles, was dazugehört.
Sind Sie wehmütig?
Irl: Es war eine schöne Zeit. Aber ich bin ja nicht ganz weg. Ich pfeife weiter, das ist meine Leidenschaft.