Normalerweise führt eine durchzechte Nacht ja zu Katerstimmung. Bei der Band HMBC ist das anders: Mit einem Song über einen Kneipenabend mit abschließendem Fußmarsch stürmen die fünf Musiker aus dem Bregenzerwald die österreichischen Charts. Ihr Dialekt-Stück "Vo Mello bis ge Schoppornou" (von Mellau bis Schoppernau) steht derzeit auf Platz 2 - geschlagen nur von US-Rapper Eminem. In der i-Tunes-Hitliste sind sie sogar Spitzenreiter.
Jetzt wollen die Vorarlberger Burschen, die sich als Jugendliche bei einem Volksmusik-Seminar kennengelernt haben, jenseits der Grenze ihren Siegeszug fortsetzen. "Vielleicht kommen wir im großen Deutschland auch noch groß raus. Anfragen gibt es bereits", sagt Tuba- und Tenorhornspieler Stefan Bär, der mit 34 Jahren älteste Musiker der Combo. Den Erfolg können er und seine Kollegen Philipp Lingg (25), Bartholomäus Natter (25), Andreas Broger (25) und Johannes Bär (27) kaum glauben. "Wir hätten nie gedacht, dass sich ein Stück in Mundart aus dem Bregenzerwald durchsetzen kann", sagt Stefan Bär.
Das dürfte auch Vorbild für manche ambitionierte Allgäuer Kapelle sein. Vorausgesetzt sie bringt ein ähnliches Gute-Laune-Stück zusammen, wie es HMBC gelungen ist - mit chilligen Reggae-Rhythmus, schmissigen Tuba-Klängen und einem spaßigen Refrain. "Die Füaß hemma weh tau", klagt Sänger Philipp über seinen 14-Kilometer-Marsch von der Kneipe in Mellau bis zum Elternhaus in Schoppernau.
Wer den Text nicht versteht (geschätzte 99,9 Prozent aller Menschen im deutschsprachigen Raum), dem gibt das Musikvideo auf You-Tube eine Vorstellung von der (Kneipen-)Tour, die Sänger Philipp zurückgelegt haben will. "Der Inhalt ist halb Realität halb Fiktion", sagt er.
Fest steht dagegen, dass das Video knapp 800 000 Mal angeklickt wurde. "Wir haben das Ganze im Februar gedreht und im Juli ins Internet gestellt. Ab da hat es immer größere Kreise gezogen", sagt Stefan Bär. Von ungefähr kam der Erfolg freilich nicht: Alle Mitglieder der "Holstuonarmusigbigbandclub" (der Name steht für einen Grenzpunkt im Bregenzerwald) sind Profimusiker. Bislang hatten sie sich vor allem Coverversionen verschrieben. "Vo Mello" ist eines ihrer ersten selbstgeschriebenen Stücke, für das es im Februar einen Nachfolger geben soll.
Für Mai ist die dritte CD geplant. Ob sie ebenfalls die Charts stürmen wird? Stefan Bär kann dem gelassen entgegenblicken. Auf die Einnahmen ist er nicht angewiesen. Er arbeitet weiter brav als Dozent an der Musikschule Bregenzerwald. Dort gibt er Kurse für Tuba und Tenorhorn. In letzter Zeit soll die Nachfrage beachtlich gestiegen sein
Wer die Band live hören will, hat dazu am 2. Dezember in Bregenz Gelegenheit. An diesem Abend spielt die Band auf der Werkstattbühne des Festspielhauses. Kartenvorverkauf unter Telefon 0043/5574/4080-0.