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Sie führt noch viel im Schilde

Oberstdorf

Sie führt noch viel im Schilde

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    Ehrgeizige junge Frauen flüchten ja meist aus der Provinz, um in der Großstadt ihr Glück zu finden. Im Fall von Annette Dytrt (25) ist es genau andersrum. Die beste deutsche Eiskunstläuferin kehrte vor zwei Jahren der Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft den Rücken, um ihre Karriere in ländlicher Idylle voranzutreiben. Mit erstaunlichem Erfolg. Die bereits abgeschriebene Eiszprinzessin erlebte unter den Fittichen von Star-Trainer Michael Huth (39) in Oberstdorf eine zauberhafte Renaissance. Platz sieben bei der Europameisterschaft Ende Januar in Helsinki war ihr bislang bestes Ergebnis und zudem ein Glücksfall für die an Tiefschläge gewohnte Deutsche Eislauf-Union (DEU).

    Dytrt sicherte dem Verband einen zweiten Startplatz für die EM 2010 in Tallinn. Noch mehr freute sie sich freilich darüber, Ende März bei der Weltmeisterschaft in Los Angeles aufs Eis gehen zu dürfen, wo sie sich mit einer starken Leistung für Olympia 2010 in Vancouver empfehlen kann. "Oberstdorf tut meiner Entwicklung gut. Michael Huth und sein Team bringen mich super voran. Wer weiß, wo ich stehen würde, wenn ich ihn schon immer als Trainer gehabt hätte", sagt Dytrt, die unter anderem schon bei Illona Schindler in Erfurt und Steffi Rutkies in München trainierte. In Oberstdorf vertraute sie sich vor zwei Jahren zunächst Karel Fajfr (62) an, von dem sie sich im Mai 2008 trennte. "Das war kein leichter Schritt. Aber wir sind im Guten auseinandergegangen. Das war auch wichtig: In Oberstdorf läuft man sich täglich über den Weg", sagt die Sportsoldatin.

    Kostner als Vorbild

    Neue Inspiration verdankt sie auch Trainingspartnerin Carolina Kostner (Italien): Die sechs Jahre jüngere Vizeweltmeisterin hat sich unter den Augen von Trainer Huth zu einer der ausdrucksstärksten Läuferinnen entwickelt. "Sie ist mein Vorbild. Auch was die Einstellung anbelangt. Sie lebt Eiskunstlaufen", sagt Dytrt, die sich in Oberstdorf fernab vom Trubel ausschließlich auf den Sport konzentriert. Außer der Eishalle und den Wettbewerben der Skispringer hat sie bislang kaum etwas vom Allgäu gesehen. Sie weiß: Mit 25 Jahren bleibt ihr nicht mehr viel Zeit, um im knallharten Gewerbe der Kufenschönheiten zu punkten - und die Weichen für die Zeit danach zu stellen.

    Am liebsten würde sie den einstigen Größen Kati Witt und Tanja Szewczenko nacheifern und eine TV-Karriere starten. Erste Referenzen kann Dytrt vorweisen. Bei der Pro-Sieben-Sendung "Stars auf Eis" schlitterte sie an der Seite des stolpernden Komikers Ande Werner ("Mundstuhl") in die Herzen vieler Zuschauer. "Solche Auftritte zahlen sich mehr aus als ein deutscher Titel", fügt sich Dytrt dem Diktat der Quote. Demnächst wird sie in der Sendung "Das perfekte Promi-Dinner" den Kochlöffel schwingen, und auch einen Auftritt im RTL-Dschungelcamp schließt sie nicht aus. Das Rampenlicht zieht Eiskunstäufer nun mal an. Abwechslung zum beschaulichen Oberstdorf ist es allemal.

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