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Sie fühlen keinen Schmerz - Wie Borderliner mit ihrer Erkrankung umgehen

Trialog

Sie fühlen keinen Schmerz - Wie Borderliner mit ihrer Erkrankung umgehen

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    Sie fühlen keinen Schmerz - Wie Borderliner mit ihrer Erkrankung umgehen
    Sie fühlen keinen Schmerz - Wie Borderliner mit ihrer Erkrankung umgehen Foto: dpa

    Den Körper spüren, Druck ablassen, sich entlasten: Ein Mann aus dem Oberallgäu hatte sich bis vor kurzem so erst wahrgenommen, wenn er mit dem Mountainbike auf dem Rücken zum Extremklettern ging – oder sich zigmal ritzte. Eine junge Frau drückte lange Zeit Zigaretten auf ihrem Körper aus, um sich zu spüren. Eine weitere ließ keine Nähe zu, war aggressiv.

    Alle drei werden "Borderliner" genannt - Grenzgänger. Rund 1,6 Millionen in Deutschland leiden an dieser Erkrankung. Im ersten "Allgäuer Trialog" in diesem Herbst sprachen Betroffene, Angehörige, Ärzte und Therapeuten darüber. 'Borderliner' können ihre Gefühle nicht kontrollieren. Sie leiden an extremer Stimmungsschwankung, Selbsthass, Leere. 'Am schlimmsten ist es, kein Gefühl zu spüren', erklärt eine Betroffene. Das ist auch der Grund, warum die Gefahr der Selbstverletzung bei Borderlinern so groß ist. 'Es geht darum, innere Spannung abzubauen', offenbart ein Mittvierziger: 'Schmerzen fühle ich nicht.' Aber Scham über sein Handeln.

    Sowohl in Kaufbeuren als auch in Kempten gibt es ein entsprechendes Programm, über das Betroffene Hilfe erfahren. Laut Birthe Hildebrandt-Möller geht es dabei um Achtsamkeit, Stressbewältigung, Umgang mit Gefühlen, zwischenmenschliche Fähigkeiten und Selbstwert. In der Rehabilitationseinrichtung für psychisch Kranke (RPK) in Kempten gibt es seit 2005 ein Borderlineprogramm sowie Wohngruppen.

    Sozialpädagogin Daniela Raiger: 'Die Teilnahme beruht auf Freiwilligkeit.'

    'Es gibt in unserer Region ein gutes Angebot', findet Dr. Robert Dusch vom BKH Kempten. Die Diagnostik sei nicht einfach, da manchmal andere psychische Störungen hinzukämen. Hilfreich seien sogenannte 'Skills', Fähigkeiten, die ohne Verletzungen entlasten – wie Sport, kalt duschen, Atemübungen, Ablenkung und mehr.

    Generell sei die Erkrankung bei der Jugend stärker vertreten. Zwischen 20 und 40 Jahren nehme sie ab.

    Michael Binzer vom Trialog zog ein sehr positives Fazit zu der ersten 'Borderline'-Veranstaltung: 'Die Expertenrunde hat sich sehr intensiv ausgetauscht.'

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