verursacht Unglück Nebelhorn-Bahn: Messungen haben Unfall ausgelöst. Von Andrea Kümpfbeck Oberstdorf Technische Messungen in der Kommandostation waren die Ursache für das Seilbahn-Unglück am Nebelhorn. Zwei österreichische Gutachter haben herausgefunden, dass das Mess-System die hochsensible Elektronik der Seilbahn durcheinander gebracht hatte. Die Messungen waren vorsorglich durchgeführt worden, um kurz zuvor aufgetretenen Stromschwankungen auf die Spur zu kommen. Die Gutachter haben zudem festgestellt, dass drei Angestellte der Nebelhorn-Bahn gleichzeitig den Nothalt gedrückt und damit vermutlich Schlimmeres verhindert hatten. Die Bahn wird ohne technische Änderungen wieder in Betrieb gehen, da eine Wiederholung des Unglücks nach Ansicht des TÜVs äußerst gering ist.
Als 'unglückliche Verkettung aller Umstände' bezeichnet der Vorstand der Nebelhorn-Bahn, Augustin Kröll, die Ursache für das Unglück, bei dem am Donnerstag 34 Urlauber verletzt worden waren. Ein 'negativer Lottotreffer, den man so nie hätte konstruieren können', bestätigt auch Reinhold Heinzinger, der beim TÜV München für die Sicherheit von Seilbahnen zuständig ist. Technisches wie menschliches Versagen schließen die Bergbahn-Sachverständigen aus. Die Bahn sei vielmehr in einwandfreiem Zustand.
Auslöser des Unglücks war laut Gutachter ein Mess-System, das der stellvertretende Betriebsleiter kurz vor dem Unfall in der Kommandozentrale installiert hatte. 'Der Anschluss des Messgeräts war ordnungsgemäß und technisch korrekt', so die Experten. Laut Kröll ist es 'ein alltägliches Geschäft', mit Messgeräten Störungen in Seilbahnen auf den Grund zu gehen. Zu einer solchen Störung durch Strom-Schwankungen war es laut Polizei-Sprecher Edmund Martin kurz vor dem Unglück gekommen. Die Bahn sei kurzzeitig stehen geblieben und der Betriebsleiter habe die Mess-Geräte angeschlossen, um den Grund dafür herauszufinden.
'Das kann oft Monate dauern, bis so eine Störung wieder auftritt', erklärt Kröll. So lange laufe ein Mess-Gerät mit. Am Donnerstag habe diese Mess-Reihe die Elektronik durcheinander gebracht. Falsche Impulse hätten der automatischen Steuerung eine falsche, schon deutlich reduzierte Geschwindigkeit der Gondeln vorgemacht, so Martin. Deshalb seien die Gondeln sie erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 36 Stundenkilometern mit zehn Stundenkilometern in die Stationen eingefahren.
Zwischen Oberstdorf und der Mittelstation Seealpe läuft die Nebelhorn-Bahn nun wieder. Zwischen der Seealpe und der Bergstation wird sie aber noch mehrere Tage außer Betrieb bleiben. Dass sich ein derartiges Unglück wiederholen könnte, schließen die Experten aus: 'Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas auftritt, ist unglaublich gering', sagt TÜV-Experte Heinzinger. Trotzdem bleibe immer ein kleines Restrisiko, so Kröll. Deshalb will der Nebelhorn-Vorstand jetzt auch in Zusammenarbeit mit anderen Seilbahn-Unternehmen versuchen, das Geschehen genau zu analysieren.