Kaufbeuren | AZ | Auf 170 Jahre lückenlos nachweisbare Vereinsgeschichte blickt die Soldatenkameradschaft Kaufbeuren in diesem Jahr zurück. Anlass genug, dieses Jubiläum eines der ältesten Vereine der Stadt Kaufbeuren entsprechend zu würdigen. Der Verein habe eine wichtige Funktion im gesellschaftlichen Wandel der Jahrhunderte, betonte Oberst Detlef Thull, Kommandeur der Technischen Schule der Luftwaffe 1 und Standortältester, der "gerne die Aufgabe als Schirmherr der Veranstaltung übernommen habe". Er hielt die Festrede vor zahlreichen Mitgliedern der Soldatenkameradschaft und Abordnungen von 17 Veteranen- und Kriegervereinen aus der Umgebung.
Der Kommandeur hob besonders die Fähigkeit des "Sich-aufeinander-verlassen-könnens" untereinander hervor. In seinen Worten klang auch die vorbildliche Anpassung an die Zeitläufe an, die sich in der mehrmaligen Änderung des Vereinsnamens und der Öffnung von der reinen Mitgliedschaft der Kriegsgedienten bis hin zur Öffnung für alle Angehörigen der mit hoheitlichen Aufgaben betrauten Amtsträger widerspiegelte. "Nicht was der Zeit widersteht, sondern sich mit ihr ändert, gilt als dauerhaft", resümierte der Schirmherr am Schluss seiner Rede.
Dritter Bürgermeister Ernst Holy präsentierte bis dato unbekannte Fakten aus der ersten Zeit der Vereinsgeschichte. Er betonte, dass die aktiven und ehemaligen Soldaten Träger von Zivilcourage und bürgerlicher Tapferkeit seien. "Sie sind Pfeiler des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt", so Holy. Zum Jubiläum überreichte er an Vorsitzenden Adam Krebs eine Wandkeramik des diesjährigen Kunstpreisträgers Hermann Moser. Grußworte und einen Erinnerungsteller überbrachte auch der Vorsitzende des Veteranenvereins Martinszell, zu dem eine jahrelange freundschaftliche Verbindung besteht. Glückwünsche und eine Einladung zu den Passionsspielen 2009 sprach der Patenverein Waal aus.
Musikalisch gestaltete die Veranstaltung der Musikverein Martinszell mit Dirigent Josef Steidle, der bereits am Vormittag im Festgottesdienst in der St.-Martins-Kirche die Deutschen Messe gespielt hatte. Stadtpfarrer Adolf Niessner hatte in seiner Festpredigt die besondere Bedeutung des Kameradseins in christlicher Tradition gerade bei Angst und Not hervorgehoben.
Im Anschluss setzte sich der Festzug mit den zahlreichen Fahnenabordnungen über die Kaiser-Max-Straße, Spittelmühlkreuzung und Crescentia-Brücke zur Dominikuskirche am Gartenweg in Bewegung.
An der dortigen Gedenktafel legten Krebs und der Vorsitzende des Veteranenvereins Martinszell, Anton Gabler, Kränze zum Gedenken an die Gefallenen und Getöteten aller Kriege und für die Opfer von Terror und Gewalt auf der ganzen Welt nieder.
Zum Charakter eines Jubiläums gehört neben dem Gedenken auch das Feiern. Es war eine besondere Überraschung für die Festgäste, als unter den Klängen des Präsentiermarsches noch ein Ehrengast eintraf: der "ehemalige Ministerpräsident Edmund Stoiber", alias Kabarettist Wolfgang Krebs (selbst seit vielen Jahren Vereinsmitglied), betrat noch einmal die Bühne. In seiner unnachahmlichen Art nahm der "Ex-Landesvater Edi" die politischen Ereignisse, aber auch speziell den Vorstand ins Gebet.