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Sibirischer Neuzugang pirscht durchs Oberallgäu

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Sibirischer Neuzugang pirscht durchs Oberallgäu

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    Von Markus Raffler Oberallgäu - Er ist ein scheuer Geselle, liebt nichts mehr als Katzenfutter und besitzt mit dem Waschbären einen waschechten Doppelgänger: der sibirische Marderhund. Heimat des kauzigen Kleinräubers mit der Größe eines Cocker-Spaniels sind die Steppen Osteuropas und Asiens. Nicht nur. Denn inzwischen sind einzelne Tiere sogar bis ins Allgäu vorgedrungen. Davon sind zumindest Oberallgäuer Forstleute überzeugt, die je einen der nachtaktiven Vierbeiner in den Wäldern von Buchenberg-Kreuzthal sowie Altusried gesichtet haben wollen. Luchse, Biber, Fischotter - kaum ein Exot, der sich im Lauf der vergangenen Jahre nicht auf verschlungenen Pfaden bis ins Allgäu vorgewagt hätte. Doch anders als bei seinen kuriosen Konkurrenten fehlt vom sibirischen (oder asiatischen) Marderhund bislang jeder handfeste Beweis: Keine Beißspur, kein Fußabdruck, keine Losung - von einem erlegten Tier ganz zu schweigen. Und dennoch: Markus Romer, Geschäftsführer der Waldbesitzer-Vereinigung (Wbv) Kempten, ist sicher, in den Wäldern des Kreuzthals ein Exemplar des flinken Asiaten entdeckt zu haben. 'Das war weder ein Marder noch ein Waschbär, das hätte ich erkannt', betont Romer. Er stützt seine These auf eine weitere Begegnung der ungewöhnlichen Art: Auch an der Illerschlucht bei Altusried-Kalden habe ein Forstwirt den auffälligen Neuzugang ausgemacht. Und auch dort habe sich das Tier in die Büsche geschlagen, als es seinen heimlichen Beobachter bemerkte. 'Marderhunde sind Kulturfolger, die gerne artfreie Räume besetzen', verdeutlicht Romer. Seit dem Zweiten Weltkrieg ziehe es den Kleinräuber gen Westen. Im Norden Deutschlands, wo man 1956 erstmals Bekanntschaft mit ihm machte, werde er inzwischen sogar gnadenlos gejagt. 'Dabei ist er ein harmloser Einzelgänger, der weder im Forst noch in der Landwirtschaft Schäden anrichtet', so der Wbv-Vorsitzende. Hauptnahrung des Kleinräubers, der weite Territorien beansprucht: Nagetiere, ab und an ein Vogelgelege. Und Katzenfutter aus frei zugänglichen Fressnäpfen. 'Dafür traut er sich sogar bis an die Häuser heran', weiß der Forstexperte.

    Gastfreundschaft zeigen Auch Manfred Werne vom Kreisjagdverband Kempten hat kein Problem mit dem Gedanken, dass ein 'Waschbär in Hundeform' durch Wald und Wiesen pirscht. 'Obwohl es von unseren Jägern bislang keine entsprechenden Meldungen gibt, glaube ich diese Beobachtungen.' Dass seine Kollegen gezielt auf den nachtaktiven Gesellen anlegen würden, kann sich Werne nicht vorstellen: 'Damit wir einschreiten, müsste er schon gehäuft auftreten', setzt er erst einmal auf Gastfreundschaft. Da stehen dem lichtscheuen Vierbeiner in den Allgäuer Wäldern doch glatt sonnige Zeiten bevor - vorausgesetzt, er ist nicht nur auf der Durchreise

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