Von Freddy Schissler|BuchenbergDiese Situation ist neu für Bürgermeister Toni Barth. Schon 15 Minuten, bevor er an diesem Abend die Gemeinderatssitzung in Buchenberg eröffnet, sind alle Sitzplätze für Besucher belegt. Kurz darauf ist der Saal hoffnungslos überfüllt. Die Buchenberger sind aufgewühlt, weil der Bauausschuss vor gut einem Monat dem Bauantrag der Mobilfunkbetreiber-Gesellschaft O2 zugestimmt hat, auf dem Wolfsberg im Kreuzthal einen Handy-Mast zu errichten.
Dagegen formierte sich mittlerweile eine Bürgerinitiative 'Landschaftsschutz Adelegg' und Barth bekam fast täglich Besuch. Er hat bündelweise Argumente gegen den von O2 vorgesehenen Standort des Masts am Aussichtspunkt des Glasmacherwegs auf den Tisch bekommen. Nach Prüfung der Dinge kam er zu dem Schluss: 'Ich sage der Bürgerinitiative meine Unterstützung zu.' Der Gemeinderat, das wird im Laufe der Sitzung deutlich, will mitziehen.
Verhindern kann die Gemeinde die Errichtung eines Handy-Turms auf Privatgrund (er gehört der Stiftung Liebenau) grundsätzlich nicht: Bei dem Bau handele es sich um ein 'privilegiertes Bauvorhaben' und deshalb, betont Barth, sei dem Bauausschuss auch nichts anderes übrig geblieben, als den Antrag abzunicken. 'Wir können aber versuchen, den Standort der Anlage selbst zu bestimmen.' Notwendig dafür sei eine Änderung des Flächennutzungsplans. Werde diese in die Wege geleitet, liege die Errichtung des Masts für ein Jahr auf Eis. In diesem Zeitraum müsse die Gemeinde Alternativ-Vorschläge für einen Standort ausarbeiten.
Diese Hausaufgaben seien allerdings nicht von heute auf morgen zu machen. Ein Wettlauf gegen die Uhr werde es wohl in Buchenberg, das sieht auch Frank Sommer so, ein Rechtsanwalt aus München und Experte, wenn es um Klagen gegen Mobilfunktürme geht. Sommer, den die Gemeinde um Hilfe gebeten hat, rät: 'Sie müssen ziemlich Gas geben.' Und natürlich werde die Suche nach anderen Standorten, zu der die Gemeinde ein Fachinstitut hinzuziehen müsse, auch Geld kosten.
Ausgerechnet am Aussichtspunkt
Völlig beruhigt sind die Bürger im Saal nicht. Aber sie haben, wie Oliver Post und Susanne Eisele von der Bürgerinitiative, einen Kompromiss im Blick. Ein Mobilfunkturm am ihrer Meinung nach schönsten Aussichtspunkt des Glasmacherwegs wäre für sie eine Katastrophe: 'Das würde die gute Absicht rund ums Projekt Glasmacherweg konterkarieren.'
Der Beschluss, der an diesem Abend gefasst wird, ist einstimmig: Die Gemeinde soll sich Gedanken über eine Flächennutzungsplan-Änderung machen und Angebote von beratenden Firmen einholen. Ziel ist, die Errichtung des Turms am Wolfsberg zu verhindern.