Sonthofen/Oberallgäu | uw | Der Rückblick über gut ein Jahrzehnt zeigt: Die Zahl der Übernachtungen entwickelt sich im Oberallgäu negativer, als es mancher Tourismusbericht beim reinen Vorjahresvergleich zeigt. So gab es gegenüber dem Jahr 2000 allein im Vorjahr über eine Million Übernachtungen weniger. Summiert man die Verluste der einzelnen Jahre auf, gibt das in den vergangenen sieben Jahren ein Minus von über 5,7 Millionen Übernachtungen. Und: Der Abwärtstrend besteht bereits seit 1996.
Ausreißer waren zuletzt nur die Jahre 2005 (Nordische Ski-WM in Oberstdorf) und 2004 (Vor-WM). Doch schon da scheiden sich die Geister. Landrat Gebhard Kaiser bedauerte, dass dem damaligen Anstieg die nachhaltige Wirkung fehlte. Dagegen gab CSU-Fraktionschef Alfons Hörmann zu bedenken, dass der Rückgang ohne die Großveranstaltungen womöglich noch größer ausgefallen wäre. Kein befriedigendes Bild zeigt auch der Allgäu-Vergleich: Denn seit 1996 hat das Oberallgäu bei den Übernachtungen prozentual stärker verloren als etwa das Ostallgäu und die Region Lindau.
Vor dem Oberallgäuer Kreistag zog Professor Dr. Alfred Bauer eine schonungslose Bilanz der Tourismusentwicklung - auch mit Blick auf die Zukunft. Denn bei der Umfrage, welche Urlaubslandschaften die Deutschen bevorzugen, haben ausgerechnet die Pluspunkte der Region verloren. Das Hochgebirge sagt nur noch elf Prozent zu (1987: 18 Prozent), Urlaub im Mittelgebirge bevorzugen 14 Prozent (1987: 20). Zugelegt haben Meer und Inseln im Süden, Flachland, Städte sowie Seenlandschaften.
Für einen stärkeren Tourismus hält Bauer die Professionalisierung privater Vermieter und den Ausbau gewerblicher Betten für nötig.
Mit Blick darauf äußerte Kreisrat Michael Fäßler (CSU) Unverständnis, dass zuletzt manche Gemeinderatsentscheidung Hotels nicht die Chance gegeben habe, sich in der Region neu anzusiedeln. Er forderte, verstärkt Profis einzubinden. Das gute Image des Allgäus stärke auch andere Gewerbezweige. "Wir sollten versuchen, die Auslastung der bestehenden Betten" zu verbessern, regte Heinz Möschel (Grüne) an und sprach sich für neue Wege bei der Finanzierung von Werbung aus.
Mehr Hotels seien nötig, größer und besser, sagte Alfons Zeller (CSU) und zeigte auf, wie gering der Allgäuer Werbeetat verglichen mit Südtirol, Vorarlberg und Kärnten ist.
Weiter forderte der Vorsitzende des Tourismusverbandes Allgäu/Bayerisch Schwaben die Klassifizierung der Privatzimmer und prangerte die in Deutschland zu zahlenden GEZ- und Gema-Gebühren an. Das bringe den Vermietern Wettbewerbsnachteile gegenüber dem Ausland. Als positiv wertete er, dass wenigstens die Zahl der Gästeankünfte deutlich gestiegen sei.