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Seine Wortspiele sind einfach meisterhaft

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Seine Wortspiele sind einfach meisterhaft

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    Von Christian Gögler, Kempten - Willy Astor ist wieder ganz der Alte. Nach seinen Ausflügen in die Liedermacherei und die Instrumentalmusik hat der Sprachakrobat in der Kemptener Big Box sein gewohntes Schießpulver dabei. Astor füttert seine Kanonen mit den bewährten Wortspielen und Schüttelreimen. Die feuert er in rasanter Folge ins Publikum, das mit stürmischen Lachsalven kontert. So kennt man den Astor. Das aktuelle Album 'Wortstudio' - der Schwerpunkt des Abends - reicht von absolut genial bis zum absoluten Nonsens. Zum Warm-up mischt sich Astor unter die 2100 Gäste, stellt Fragen, treibt seine Späße. Im Direktkontakt mit dem Publikum erweist sich der Wortkünstler jedoch nicht jederzeit schlagfertig. Kaum steht er wieder auf der Bühne, jagt ein Gag den nächsten. Teils so temporeich, dass es großer Aufmerksamkeit bedarf, keinen zu verpassen. Die Gags sind gut versteckt. Aus weit über 100 Filmtiteln zimmert Astor - ganz im Stil seines 'Radkäppchen und der böse Golf' - eine fortlaufende Geschichte zusammen.

    Astor legt dabei keinen gesteigerten Wert auf Zusammenhang und Logik. Das Wortspiel heiligt die Mittel. Indem er Buchstaben weglässt oder hinzufügt, Silben umgruppiert, Wörter auseinanderreißt und neu zusammensetzt, entstehen urkomische Satz-Kompositionen der Marke: 'Du bist schon Stunden mit den Kamelen in der Wüste unterwegs, als plötzlich die Tiere lahmen - und du am lamen-Tieren'. Herrlich absurd. Oder Reime: 'Ich habe zwei Tanten in Jemen, ich nenn' sie ganz einfach Tant-jemen.' Oft ist erst die Astor'sche Betonung das Zünglein an der Waage zur Pointe. Klasse sind die Parodien mit Melodien von den Stones ('Ein Schi') bis zu Ambros ('Schie-fe Ohr'n'). Beim strickenden 'Fasermacker' (F und m sind vertauscht) rappt Astor in lässigem Outfit über die Bühne und zieht Ghetto-Sprache, Klamotte und Gebaren der Hip-Hop-Szene gehörig durch den Kakao. Das Publikum biegt sich vor Lachen. Willy Astor ist wieder der gleiche alte Scherzkeks. Nun ist er dort angekommen, wo er angefangen hat. Doch plötzlich blitzt der ernsthafte Künstler durch. Die fragile Liebesballade 'Diamant' und das meditative 'Nautilus' aus Astors instrumentaler Trilogie 'The Sound of Islands' lassen den Abend fast würdevoll ausklingen. Auch die gefühlvollen Momente hat der Wortverdreher inzwischen glaubhaft drauf.

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