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Sein Abenteuer-Spielplatz ist der Himmel

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Sein Abenteuer-Spielplatz ist der Himmel

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    Roman Friedrich aus Weitnau steigt nach über 700 Sprüngen zu den weltbesten Skysurfern auf ­ Bei der WM will er eine Medaille. Von unserem Mitarbeiter Tobias Schuhwerk Weitnau/Biel Nachdem Roman Friedrich (26) vier Jahre lang durch die große, weite Welt gewandert war, kam er zu dem Schluss, dass sie eigentlich viel zu klein ist für einen wie ihn. Vier Jahre lang dauerte die Walz, auf die sich der gebürtige Weitnauer begab, um Zimmermann zu werden. Die Länder, durch die er stiefelte, waren höchst unterschiedlich: Russland und Gabun zum Beispiel. Dennoch beschlich Roman Friedrich das Gefühl, dass all seine Wege, im Grunde genommen schon ausgetrampelt waren.

    Raum fürs Außergewöhnliche

    Nur da oben am Firmament schien noch genug Raum für das Außergewöhnliche. 'Ich suchte eine neue Herausforderung. Alles was ich bisher gemacht hatte, gab mir keinen Kick mehr.' Der Himmel wurde zu seinem Abenteuerspielplatz. Der einstige deutsche Snowboard-Meister bastelte sich ein Holzbrett, befestigte es an seinen Füßen ­ und sprang aus dem Flugzeug. In 4000 Meter Höhe. Was er in den folgenden, sagen wir, 40 Sekunden durchlebte, ehe sein Fallschirm aufsprang, nennt sich 'Skysurfen': Ein Ritt durch die Wolken, bei dem alles erlaubt ist, was spektakulär aussieht. Heute, ein dreiviertel Jahr nach seinem ersten Sprung, hat sich der in Biel (Schweiz) lebende Roman Friedrich in dieser Disziplin den Ruf eines Überflieger erworben. Die Zahl seiner absolvierten Sprünge schätzt er auf 700 bis 800. Das ist viel für eine so kurze Zeit und wenig im Vergleich zur Weltspitze, deren altgediente Protagonisten den Erfahrungsschatz des zehnfache Pensums mitbringen. Dennoch hat sich Roman Friedrich im Kreis der rund 100 bis 200 weltweit aktiven Skysurfer Meriten erworben; wurde erster bei der Schweizer und Zweiter bei der deutschen Meisterschaft und kam bei internationalen Springen unter die ersten zehn. Ziel: eine Medaille bei der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr.

    Filmender Flugkollege

    Allein kann Roman Friedrich sie nicht erreichen. Er benötigt die Hilfe des Schweizers Daniel Lerchi. Zusammen bilden sie das Team 'Priis'. Konkret: Lerchi stürzt mit Friedrich in die Tiefe und filmt dessen waghalsige Figuren. Die Ästhetik seiner Aufnahmen wird von der Jury genauso bewertet wie die Qualität der Aktionen. 'Am Erfolg ist jeder zu 50 Prozent beteiligt', sagt Friedrich. Jede müde Mark, die sie auf dem Bau erwirtschaften, investieren die beiden Studenten in die kostspieligen Luftausflüge ­ in der Hoffnung Profis zu werden. Interesse von Firmen gibt es bereits, berichtet Friedrich, der über sich selbst sagt, dass er am liebsten 'immer' in der Luft sein wolle. Die Luft ist sein Medium, an das er sich mit jeder Körperzelle anpasst. Einen Teil seiner Kindheit hat Friedrich auf Flugplätzen verbracht, wo er den Eltern beim Segelfliegen zuschaute, bis er selbst den Flugschein machen durfte.

    Die Suche nach dem Kick

    Später, bei der Bundeswehr, lernte er Fallschirmspringen. Sein Leitsatz: 'Wir Menschen sind nicht dafür geschaffen, vom Himmel zu fallen.' Genau darin liegt der Reiz: im Adrenalin, das der Körper ausschüttet, eben weil er Gefahr wittert. Und in diesem Höchstmaß an Konzentration, mit dem er ihr begegnet. Wenn diese Reaktionen ausblieben, wenn das Außergewöhnliche zur Normalität wird, dann müsste er mit dem Skysurfen aufhören, sagt Friedrich. Dann begänne sie von vorn: die Suche nach dem Kick. Roman Friedrich

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