Auf der einen Seite gibt es große Verbrauchermärkte, starke Einzelhändler mit hervorragendem Service, viele innovative Unternehmer und eigentlich alles, was den täglichen Bedarf deckt - auf der anderen Seite prägen leer stehende Verkaufsflächen in zentraler Lage das Ortsbild ebenso wie von Rollläden verschlossene Schaufenster und die Sehnsucht der Bürger nach dem "gewissen Etwas", das dem Angebot vor Ort das berühmte i-Tüpfelchen verpassen würde.
Kein Zweifel: Die Situation von Händlern, Dienstleistern und Gewerbetreibenden in Weiler lässt sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachten. "2010 war für uns ein Jahr der Veränderungen", lautet die Einschätzung von Bürgermeister Karl-Heinz Rudolph. Eine wichtige Rolle spielt die Wirtschaft in der Marktgemeinde allemal: 2000 Beschäftigte am Ort gibt es, davon 500 Pendler, Gewerbe- und Einkommenssteuer spülen zusammen rund vier Millionen Euro in die Gemeindekasse. Geld, das wiederum dringend dafür benötigt wird, die heimische Wirtschaft weiter anzukurbeln, Infrastruktur zu schaffen und möglichst neue Betriebe und Geschäfte anzusiedeln.
KiK zieht an den Ortseingang
Eine der markantesten Veränderungen der letzten zwölf Monate hat sich Anfang August vollzogen: Textil-Discounter KiK ist an den Ortseingang umgezogen, wo er eine doppelt so große Verkaufsfläche wie bisher zur Verfügung hat (600 statt 300 Quadratmeter). "Wir sind sehr froh, dass wir KiK halten konnten. Die Filiale in Weiler läuft gut und zieht auch viele Kunden aus Vorarlberg an", freut sich Rudolph. Zusammen mit dem neu angesiedelten "Ein-Euro-Anbieter" Tedi und dem Penny-Markt werden am Ortseingang somit vor allem Kunden mit schmalem Geldbeutel fündig.
Dass KiK aus dem Zentrum verschwunden ist, liegt an einem Hauptproblem Weilers: Es gibt im Ortskern zu wenig Parkplätze oder Stellflächen. "Da können wir noch besser werden", räumt es auch Rudolph ein. Er werde aber dennoch einen Teufel tun, wie wild Parkplätze aus dem Boden zu stampfen. Denn das bringe auch nichts. "Der Einzelhandel funktioniert nur, wenn das Thema Parken auch effizient ist, siehe zum Beispiel Wangen", betont er. Einen Anfang hat die Gemeinde im April gemacht: Das alte Drexler-Haus beim Minigolfplatz wurde abgerissen und in einen kostenlosen Parkplatz für 25 bis 30 Autos umgewandelt, der auch von heimischen Arbeitnehmern genutzt wird - die bisher aus Mangel an Alternativen auch Parkplätze ortsansässiger Geschäfte oder Gasthäuser besetzt hatten.
Das zweite Problem ist, dass die Einzelhändler, die es in Weiler teils seit vielen Jahrzehnten gibt, im ganzen Ort verstreut sind. Es gibt keine richtige Achse, auf der die Kunden Geschäft an Geschäft finden und somit auch zufällig auf Angebote aufmerksam werden. Das ist auch eine Erkenntnis, die Rudolph aus einer städtebaulichen Studie gezogen hat, die die Gemeinde in Auftrag gegeben hat. Bestehende Geschäfte wechseln sich immer wieder mit Leerständen ab (z.B. in der Bahnhofstraße) oder werden von Wohnhäusern unterbrochen (z.B. in der Fridolin-Holzer-Straße). Eine Ausnahme bildet der Gewerbepark Rief in Bremenried, in dem mehrere Einzelhändler Synergieeffekte nutzen. "Großes Kompliment an Bernd Rief.
Er hat da eine attraktive Geschichte aufgezogen", lobt Rudolph den Autohändler, der um sich herum unter anderem einen Weinhandel, einen Hifi-Spezialisten und Handwerker versammelt hat.
Nicht in Gemeindebesitz
Überhaupt ist die Gemeinde beim Ankurbeln der Wirtschaft auf viel Eigeninitiative angewiesen: "Die Leerstände sind allesamt nicht in Gemeindebesitz", unterstreicht der Bürgermeister. Die Verwaltung könne lediglich vermittelnd tätig sein, Anstöße geben, ihre Kontakte spielen lassen - aber was passiert, müssen letztlich die Eigentümer und potenzielle Investoren entscheiden.
Neben der Schaffung einer funktionierenden Infrastruktur sieht der Rathauschef die Aufgaben der Gemeinde vor allem im vorausschauenden Grunderwerb. Immerhin 1,5 Millionen Euro werden in Raten zwischen 2008 und 2012 dafür ausgegeben. "Manche Gelegenheit ergibt sich in einer Generation nur einmal. Dann muss man zuschlagen", findet er. Aktuell stehen rund 20 Hektar in den Gewerbegebieten "Am Stampfbach" und "Am Bahnhof" zur Verfügung, die schon morgen bebaut werden könnten.
Der Bahnhof ist schließlich auch das Thema, mit dem sich der Gemeinderat Weiler-Simmerberg im kommenden Frühjahr auseinander setzen wird. Es ist kein Geheimnis, dass der Feneberg eine größere Filiale errichten will. Der Bahnhof wäre eine Möglichkeit - allerdings hat auch ein dort angesiedelter Gewerbebetrieb bis 2013 die Option auf Erweiterung.
Auch mit Parkplätzen sieht es am Bahnhof mau aus. Alternative wäre die Obere Breite. Auf jeden Fall, so betont er, soll der Feneberg im Ortskern bleiben. "Die ältere Generation muss ihn fußläufig erreichen können."
Für den Bahnhof könnte sich Rudolph auch ein Tagescafé oder eine Caféteria sehr gut vorstellen, die den benachbarten Arbeitern als Mittagstisch dient. Und wenn er noch einen Wunsch frei hätte, dann wäre es ein Geschäft, dass Sportbekleidung anbietet. Nach dem Wegzug von Radsport Greiner nach Lindenberg ist hier eine große Lücke entstanden - und es wäre das "gewisse Etwas", das den Ort attraktiver machen würde.
Beste Lage im Ortskern an der Hauptstraße, aber zu wenig Parkplätze: Die Gewerbeflächen, die der Textil-Discounter KiK bis Sommer genutzt hatte, stehen seit Monaten leer. Foto: Matthias Becker