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Sechs Läden halten Dorf lebendig

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Sechs Läden halten Dorf lebendig

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    Waltenhofen-Niedersonthofen (mun). - Immer häufiger gibt es sie auch im Allgäu: Die so genannten Schlafdörfer im unmittelbaren Umkreis der Städte, in denen in den vergangenen 20 Jahren die Neubausiedlungen wie die Pilze aus dem Boden geschossen sind. Eine gewachsene Struktur findet man in diesen Orten nicht, meist keine Geschäfte und ein nur wenig entwickeltes Vereinsleben. Aber in der Region finden sich auch noch positive Beispiele für ein intaktes Dorfleben. So im Oberallgäuer Niedersonthofen am gleichnamigen See, eigentlich Ortsteil von Waltenhofen. Die Idylle trügt nicht: Vieles scheint in dem kleinen 800 Einwohner zählenden Dorf noch in Ordnung. Das sieht auch ein Rentner aus Bochum so, der hier seit Jahren Urlaub macht und gerade das Foto- und Schreibwarengeschäft von Heidi und Heinz Möschel betritt. Eine Zeitung kauft er und einen Film für seinen Fotoapparat. Die kleinen Läden im Ort erinnerten ihn fast an Italien, sagt der Urlauber: 'Bei uns gibt es nur noch die großen Einkaufscenter'. 'So ein netter Laden' - das sagen manche Feriengäste. Dann sind Heidi und Heinz Möschel ein klein bisschen stolz. 'Ja, wir haben bei uns einfach noch eine intakte Struktur', meint Grünen-Kreisrat Möschel, der nicht unbedingt dafür bekannt ist, dass er Dinge schönredet. Ob sie von dem Laden allein wirklich leben könnten? 'Natürlich nicht', antwortet er und führt hin und wieder dann auch mal einen Urlauber in sein Fotostudio. Hier sind schon viele Hochzeits- und Familienfotos entstanden.

    Vielleicht auch der ein oder andere Akt, Portraits sowieso. Nein, jammern will Möschel nach eigenen Worten nicht. Aber: 'Es wird weniger'. Die Leute müssten mehr sparen. Und gerade deshalb haben sich die Einzelhändler aus Niedersonthofen zusammengesetzt und einen gemeinsamen Prospekt herausgegeben. Darin präsentieren sie unter dem Motto 'Begegnung, Versorgung vor Ort und Individualität' ihre Läden: Die Bäckerei May, der Fernseh-Service Schneider, ein Getränkemarkt, der Lebensmittel- und Gemischtwaren-'Landladen' Sandholz, das 'Gwandstüble' und eben der Fotoladen Schmid, der den Möschels gehört. Auch eine Bank gibt es noch in Niedersonthofen, einen eigenen Pfarrer sowieso. 'Wir müssen wahnsinnig aufpassen, dass diese Struktur nicht verloren geht', betont Möschel. Deshalb hätten die Einzelhändler beschlossen, gemeinsam die Werbetrommel zu rühren - ohne irgendwelche Mittel der öffentlichen Hand zu bekommen. Oftmals werde der Wert eines Ladens ja erst dann richtig deutlich, wenn er bereits dichtgemacht hat. Mit der gemeinsamen Werbung - in einem Beiblatt zum Flyer sind auch die sechs (!) Gaststätten im Dorfgebiet aufgelistet - wollen die Initiatoren neben der Dorfbevölkerung auch die Urlauber erreichen, sagt Heinz Möschel. 'Das Bewusstsein ist bei vielen in der einheimischen Bevölkerung da', glaubt seine Frau Heidi. Zumindest einen Teil ihres Bedarfs würden viele vor Ort decken. Warum das Dorf- und Vereinsleben in Niedersonthofen noch so in Ordnung ist? 'Wir haben eben einfach ein gutes Miteinander', sagt Möschel. Eine einfache, aber gleichwohl heute selten zu hörende Formel.

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