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Schwergewichte sagen servus

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Schwergewichte sagen servus

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    Willy Bechteler, Alfons Herb und Siegfried Keller prägten Sulzbergs Kommunalpolitik Sulzberg (mr). In Sulzberg geht Ende April eine Ära zu Ende. 11 von 16 Gemeinderäten scheiden aus dem Gremium aus ­ darunter auch jene drei Schwergewichte, die die Sulzberger Kommunalpolitik in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich mitbestimmten: Zweiter Bürgermeister Siegfried Keller (36 Jahre Ratsmitglied), Dritter Bürgermeister Alfons Herb und Willy Bechteler (je 30 Jahre).

    In den Schoss gefallen ist den dreien nie etwas. Herb lag etwa im bebenden Keller, als Tiefflieger einen Monutionszug im Bahnhof Sulzberg-Ried bombardierten. Schlimmer kam\'s für Keller nach Kriegsende: Innerhalb von drei Jahren verlor er zwei Brüder. Paul geriet auf seinem Schlitten unter ein zurückfahrendes Bierauto, Ulrich wurde von einem umkippenden Feuerwehrauto erdrückt. Da gab\'s noch mehr Arbeit für Siegfried, denn es mussten Pensionsgäste und Vieh versorgt werden.

    Die Devise: anpacken

    Anpacken war schon immer die Devise des späteren Bauunternehmers und Innungsmeisters. Mit Pickel und Schaufel half Keller 1951 beim Bau des Sportplatzes an der Martinszeller Straße. Just zu der Stunde, als CSU und Freie Wähler 1966 die Kandidaten aufstellten, war er Zeitnehmer bei einem Ski-Abfahrtslauf am 'Neuner'. In Abwesenheit wurde er ungefragt auf die Liste gesetzt. Mit Erfolg: Nur der damals neu gewählte Bürgermeister Johann Hörmann erreichte mehr Stimmen. Wandern ist des Kellers Lust. Laufend verbessert der 66jährige zudem sein Französisch - der Gemeindepartnerschaft mit Chailland zuliebe.

    Alfons Herb ist ein Vereins- und Organisationsmensch. Überragend war sein über 40jähriger Einsatz bei der Feuerwehr, davon 21 Jahre als Kommandant. Das Herz des 69-jährigen 'Obergartlers schlug schon immer für die Ortsverschönerung. Die Ansiedlung des Kreislehrgartens in Rufweite seines Hofes (Sulzberg-Ried) war für Herb deshalb wie Weihnachten und Ostern zusammen. Viermal leitete er das Faschingskomitee ­ die jüngsten Umzüge mit 40 000 Zuschauern ließen den Aufwand erahnen. 'Arbeitstier' war Alfons schon in jungen Jahren: 'Tagewerkweise mit der Sense' mähte er auf der Alpe seines Bruders.

    In der Schule wurde Alfons von Buben manchmal gehänselt, weil er mit den Mädchen das Stricken lernte ­ und bei der Mutter das Kochen. Ob sich der Lehrgarten-Manager nun die Zeit nimmt, um mit Frau Rosa auf Reisen zu gehen oder dem Keller Siegfried ein paar Euro beim Schafkopf abzuknöpfen?

    Für Willy Bechteler (69) wär\'s ein Traum, könnte er das Jahr 2009 noch erleben. Dann wird Sulzberg seine erste urkundliche Erwähnung vor 950 Jahren feiern, zudem stünde der 25. Geburtstag der Burgfreunde an. Diesen Verein führt Bechteler seit Gründung wie eine Lokomotive. 7000 Arbeitsstunden und viel eigenes Geld ließ der Zimmerermeister (sein Unternehmen beschäftigt rund 40 Arbeitskräfte) in sein Lebenswerk einfließen: Die Bewahrung der Ruine Sulzberg vor dem endgültigen Verfall. Andere Ziele gibt es noch viele ­ etwa den Aufbau eines Gemeinde- und Heimatarchivs. Nicht ohne Folgen blieb übrigens die Wanderschaft, die ihn als jungen Meister in die Schweiz geführt hatte: Bernadett, die jüngste Tochter seines Chefs, gefiel ihm so gut, dass er sie vom Fleck weg heiratete. Die drei 'Großen' der Sulzberger Kommunalpolitik: Alfons Herb, Siegfried Keller und Willy Bechteler (von links). Foto: Rupert Mayr

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