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Schwere Störung im Klärwerk Hergatz

Abwasserentsorgung

Schwere Störung im Klärwerk Hergatz

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    Schwere Störung im Klärwerk Hergatz
    Schwere Störung im Klärwerk Hergatz Foto: matthias becker

    Die biologische Klärstufe der Kläranlage in Hergatz ist in den vergangenen Tagen fast zum Erliegen gekommen. Das heißt, derzeit werden die täglich 3000 Kubikmeter Abwässer des Abwasserverbands Obere Leiblach (AOL) lediglich mechanisch gefiltert und fließen ohne weitere Reinigung in die Leiblach. Die AOL-Mitarbeiter versuchen seit Tagen erfolglos, die biologische Reinigung, die von Kleinstlebewesen erledigt wird, wieder in Gang zu bringen. Auch die Suche nach Verursachern brachte noch keine Ergebnisse. Verbandsvorsitzender Markus Reichart hat Wasserwirtschaftsamt und Landratsamt informiert sowie eine Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

    "Die Biologie unserer Kläranlage ist so gut wie tot", teilte gestern Vorsitzender Reichart dem Westallgäuer mit. Über mehrere Tage haben offenbar toxische Einleitungen die Biologie dermaßen belastet, dass die Bakterien abgestorben sind. Die automatischen Schreiber des Klärwerks, die bestimmte Messwerte aufzeichnen, wiesen bereits am Mittwoch vergangener Woche einen erhöhten pH-Wert auf. In den darauffolgenden Tagen stieg er noch bis über 12. Laut Satzung des Verbands darf der pH-Wert der Einleitungen maximal 9,5 betragen.

    Als stellvertretender Betriebsleiter Winfried Bauer am Samstag seinen Dienst in der Anlage antrat, stellte er fest, dass die biologische Klärstufe gekippt war. Sie funktioniert - einfach erklärt - durch Bakterien, die die Schmutzpartikel fressen, und trägt den Großteil zur Reinigungsleistung der Kläranlage bei.

    Wasser schäumt

    Dass dies in Hergatz nicht mehr funktioniert, ist auf den ersten Blick zu erkennen. Die Schwebstoffe setzen sich in den Becken nicht mehr ab, das Wasser schäumt. Im Faulturm, wo normalerweise Fäulnisprozesse Methan erzeugen, entsteht derzeit so gut wie kein Gas.

    Schon die ganze Woche über versuchen die Mitarbeiter des Klärwerks, die Biologie der Anlage zu stabilisieren. Sie haben die Sauerstoffzufuhr und den Rücklauf erhöht. Außerdem wurde Schlamm aus einer anderen Kläranlage besorgt, um die Hergatzer mit Bakterien wieder anzuimpfen. "Bisher hat noch nichts geholfen", sagt Winfried Bauer. Um die Anlage zu entlasten, wurde eine größere Menge stark belasteten Wassers in einem Pufferbecken quasi zwischengelagert. Dieses Wasser riecht deutlich nach Lauge.

    Auch die Ursachenforschung gestaltet sich schwierig. Der erhöhte pH-Wert allein kann nach Ansicht der Kläranlagen-Mitarbeiter nicht zu dem schweren Schaden geführt haben. Wasserproben sind bereits in Labors gebracht worden. Auch hier ist es nicht so einfach möglich, die Flüssigkeit in ihren gesamten Bestandteilen zu analysieren. Es muss vielmehr gezielt nach Stoffen gesucht werden. In den Proben aus Hergatz forschen die Chemiker zunächst nach Chlor und Tenside, die auf Reinigungsmittel hinweisen würden.

    "Niemand wird verdächtigt"

    Die Verbandsleitung des AOL hat nach Bekanntwerden der Störung bei den Großeinleitern angefragt. "Man hat uns gesagt, es hätte keine Probleme gegeben", sagt Georg Bockhart. Auch Abwasserproben dieser Einleiter werden untersucht. Verbandsvorsitzender Reichart betont: "Es wird niemand konkret verdächtigt."

    Laut Oliver Merkens vom Wasserwirtschaftsamt Kempten, der mit dem Hergatzer Störfall befasst ist, wird man den Grund des Problems möglicherweise nie zweifelsfrei klären können. "Es ist auch möglich, das mehrere Faktoren zusammenkommen", sagt er. Ausgeschlossen sei, dass die Biologie des Klärwerks aufgrund des umweltschädigenden Verhaltens eines einzelnen Kleineinleiters zusammengebrochen ist.

    Die Mitarbeiter des AOL können derzeit nichts anderes tun, als die bereits eingesetzten Maßnahmen zu wiederholen und zu hoffen, dass sich die Anlage so schnell wie möglich erholt. Wann sie wieder voll funktionstüchtig ist, kann niemand mit Sicherheit sagen. Die Rede ist von wenigen Wochen oder gar ein, zwei Monaten.

    Für den Abwasserverband wird die Betriebsstörung vermutlich teuer. Neben den Kosten für die Ursachenforschung und die Maßnahmen zur Wiederbelebung der Anlagenbiologie könnten auch Schadensersatzforderungen auf ihn zukommen, beispielsweise von den Fischern.

    Der Abwasserverband bittet Bürger, eventuelle Beobachtungen, die in Zusammenhang mit der Wasserverschmutzung stehen könnten, sich beim AOL zu melden, (08381) 805-20.

    Der stellvertretende Betriebsleiter Winfried Bauer musste am Samstag feststellen, dass die biologische Klärstufe in der Kläranlage Hergatz gekippt war.

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