Rund 250 Personen aus dem Landkreis sind mittlerweile an der Schweinegrippe erkrankt. Dies teilte Dr. Jürgen Seemann vom Gesundheitsamt am Landratsamt Unterallgäu gestern auf Nachfrage unserer Zeitung mit. In den vergangenen Wochen habe es einen enormen Anstieg gegeben. "Vor etwa einem Monat hatten wir erst 23 Fälle. Die Zahl ist regelrecht explodiert", erklärte Seemann.
Bei den 250 Personen handele es sich um die Fälle, die vom Labor als Schweinegrippe bestätigt wurden. Die Dunkelziffer liege jedoch deutlich höher. "Schätzungen für ganz Deutschland gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl von Erkrankten zehn bis zwanzig Mal so hoch sein könnte, wie die bisher gemeldeten Fälle", so der Leiter des Gesundheitsamts. Dementsprechend dürfte auch im Unterallgäu eine Vielzahl von Bürgern mehr mit dem H1N1-Virus infiziert sein als bisher bekannt. Für die Ärzte besteht nach wie vor Meldepflicht, wenn sie einen Patienten mit Schweinegrippe haben. Allerdings muss nicht jeder Kranke explizit darauf getestet werden. "Für den Arzt spielt es nicht die große Rolle, um welches Virus es sich handelt. Wie bei der normalen Grippe wird auch die Schweinegrippe symptomatisch behandelt.
" Der Test werde daher eher bei einem schweren Krankheitsverlauf gemacht, so Seemann.
Als Vorbeugemaßnahme empfiehlt Seemann, neben den üblichen Hinweisen zur Hygiene wie häufiges Händewaschen oder das Vermeiden von Händeschütteln, die Impfung. Dass es dabei zu schwerwiegenden Nebenwirkungen gekommen sei, ist ihm nicht bekannt. Nach wie vor gebe es aber Probleme mit der Impfstoffversorgung, zumal sich auch die Meinung in der Bevölkerung über die Impfung geändert habe, wie Seemann glaubt. "Viele wollten sich zunächst ja nicht impfen lassen, nun werden es aber immer mehr."
Meldung an das Schulamt
An den Schulen in der Region hat die Schweinegrippe noch nicht zu gravierenden Problemen geführt. Es habe noch keine Klasse deswegen geschlossen werden müssen, berichtet Schulamtsdirektorin Elisabeth Fuß. Wenn an einer Schule ein definitiver Fall von Schweinegrippe auftaucht, muss dieser neben dem Gesundheits- auch dem Schulamt gemeldet werden, so Fuß.
Vor den Herbstferien gab es zwei Fälle, bei denen Kinder von verschiedenen Schulen erkrankt waren. Nun seinen es zwar etwas mehr, "die Zahl hält sich aber noch im Rahmen", sagt die Schulamtsdirektorin. Zur Vorbeugung habe man an den Schulen und in den Klassen Merkblätter mit Empfehlungen vom Kultusministerium verteilt. Sollte sich die Zahl der Erkrankten erhöhen, werde man mit dem Gesundheitsamt gemeinsam beraten, was weiter zu tun ist, erklärte Fuß.
"Wir achten mit größter Gewissenhaftigkeit auf den Krankenstand."