Katzen haben sieben Leben. Was nur eine Redensart ist, scheint sich bei einer getigerten Mieze aus Hopfen (Ostallgäu) zu bewahrheiten. Lissy - so heißt sie - hat im Alter von acht Monaten bereits einiges er- oder besser überlebt. Zunächst wurden sie und ihre zwei Brüder im Frühjahr als Babys in einer Mülltonne gefunden. Im Dezember folgte dann der nächste Knall - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Lissy wurde in Hopfen von einem Unbekannten mit dem Luftgewehr angeschossen und schwer verletzt (wir berichteten).
Lissy ist nur ein Beispiel für Fälle von Tierquälerei, wie sie auch in der Region nach Angaben der Polizei immer wieder vorkommen. Allerdings hatte es die Mieze aus Hopfen wirklich schwer erwischt: "Das Projektil war auf der rechten Bauchseite eingedrungen, hat den Darm auf einer Länge von zehn bis 15 Zentimetern aufgerissen, den Magen durchschlagen und steckte in der linken Seite fest", schildert Tierarzt Dr. Dean Lawrence den Fall. Der Zustand der Katze sei sehr kritisch gewesen - zu mal die Diagnose anfangs in eine falsche Richtung ging: Als Lissy in ihrem Zuhause bei Bea Beyer auftauchte, hatte sie sich übergeben. "Wir dachten deshalb erst an einen Magen-Darm-Infekt. Dadurch ist Zeit verstrichen, in der sie eine Menge Blut verloren hat", berichtet Lawrence, der Lissy in seiner Praxis Smartvet in Füssen behandelte.
Mit einem Blutexpander wurde der Verlust ausgeglichen. Später wurde Lissy operiert. Über zwei Stunden dauerte der Eingriff, bei dem ihr neben dem Projektil Teile von Darm und Magen entfernt werden mussten. Zudem wurde der Bauchraum ausgespült, da die Gefahr bestand, dass durch den aufgerissenen Darm Kot ausgetreten war.
Die Hoffnung, dass Lissy überlebt, war gering. Doch sie hat es geschafft. "Dr. Lawrence hat großartige Arbeit geleistet", sagt Bea Beyer. Sie ist begeistert, dass er "das so gut hinbekommen hat. Immerhin ist bei einer Katze alles sehr klein." Der Tierarzt reagiert bescheiden auf das Lob: "Das stimmt schon.
Aber dafür gibt es ja kleinere Geräte und Fingerspitzengefühl sollte ein Chirurg ohnehin haben", sagt er schlicht, räumt aber doch ein, dass Operationen in diesem Ausmaß nicht zum Alltag gehören. Das liege jedoch auch daran, dass Katzen wie Lissy oft gleich eingeschläfert werden, weil die Besitzer die Rechnung scheuen. Immerhin kostete die Behandlung komplett rund 1200 Euro.
Täter schwer zu fassen
Ob der Täter dafür und für Lissys Leiden zur Rechenschaft gezogen wird, ist fraglich. "Ohne Zeugen ist ein solcher Fall schwer zu klären", sagt Sven-Oliver Klinke, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West. Über das Projektil sei das bei einem Luftgewehr unmöglich. Verstöße dieser Art gebe es "regelmäßig, aber nicht überdurchschnittlich oft". Den Tätern drohen Geldstrafen oder bis zu drei Jahre Haft.
"Ich hoffe, sie erwischen ihn", sagt Lawrence. "Es ist empörend, auf ein Tier zu schießen. Schließlich ist klar, dass man ihm damit erhebliches Leid zufügt." Lissy war nicht die erste Katze mit Schusswunde aus Hopfen oder einem anderen Ort, die der Tierarzt behandelt hat. Er sei zwar kein Waffenexperte, räumt er ein. Dennoch sei er sicher, dass sie aus der Nähe angeschossen wurde. "Das war ein bewusstes Attentat", betont er. Ob das Projektil von einem Katzenhasser oder als dummer Streich abgefeuert wurde, ändert am Ergebnis nichts. Fakt ist: Nur mit viel Glück kostete es Lissy nicht das Leben - denn sieben davon hat auch sie in Wahrheit nur sprichwörtlich.