Zum siebten Mal fand das Allgäuer Symposium Orthopädische Chirurgie in Pfronten statt, erstmals auf der "Schlossanger Alp" statt. Etwa 60 Teilnehmer aus ganz Deutschland nahmen daran teil. "Es waren sogar drei Russen dabei", so Organisator und Leiter der orthopädischen Chirurgie der Pfrontener St. Vinzenz Klinik, Dr. Michael Geyer. Als Referenten hatte er nationale Kapazitäten wie Professor Hartmuth Kiefer aus Bünde, Dr. Thomas Ambacher aus Pforzheim und Dr. Ruppert Beickert von der Unfallklinik Murnau gewonnen.
In diesem Jahr waren die Themen Schulterendoprothetik und typische schwerere Kniegelenksprobleme wie Kombinationsverletzungen und Schäden an Knochen und Knorpeln. Laut Dr. Geyer gibt es eine neue Generation von Schulterprothesen: "In den letzten zehn Jahren gab es enorme Fortschritte." Es sei wichtig, dass Prothesen an die persönlichen Bedürfnisse angepasst werden, erklärt Geyer. Vor der Operation werde deshalb eine genaue Diagnose erstellt: "Es gibt keine Standardsituation. Die Patienten werden auf Vorschäden, zum Beispiel Brüche, untersucht. Danach wählen wir die Prothesenteile aus und stecken sie zusammen." So sei es möglich, für jeden Menschen eine individuelle Prothese zu erschaffen.
Ein weiterer Fortschritt sei bei den Materialien gemacht worden. Hier werde auf hochwertiges titangehärtetes Polyethylen gesetzt. Auch die Operationstechniken seien verfeinert worden. Ein bestimmter Schnitt habe sich als besonders schonend herauskristallisiert. Doch die Verbesserung sei noch nicht abgeschlossen, betont Chirurg Geyer: "Man lernt aus den Fehlern der Vergangenheit, deshalb werden die Systeme Jahr für Jahr verbessert. Wo es früher keine Möglichkeiten gab, existieren heute welche."
In der St. Vinzenz Klinik in Pfronten gebe es pro Jahr etwa 100 Prothesenoperationen, Tendenz steigend. Das spreche dafür, "dass den Menschen durch die gute Erfahrung die Angst genommen wird", so der Chirurg.
Auch bei der Behandlung von Knieproblemen sei eine genaue Diagnostik unabdingbar. Vor einer Operation werden laut Geyer die unterschiedlichen Möglichkeiten ausgeschöpft. Es müsse festgestellt werden, welche Knochen beteiligt seien und welche anatomische Situation bestehe. So könnten unter anderem Bänder ersetzt oder die Beinstellung korrigiert werden. Dies geschehe durch Verplattung oder den Ersatz nicht mehr reparabler Knochen. Letzteres habe jedoch nur Sinn, wenn nichts anderes mehr möglich sei. Dr. Geyer habe sich auf die Schulter spezialisiert, während Dr. Spengler in Pfronten für Knieoperationen zuständig sei. Diese Spezialisierungen kommen vor allem den Patienten zugute.
Neben der Vorstellung der aktuellen Erkenntnisse gab es Vorträge und Diskussionsrunden. So wurden von einigen Chirurgen besondere Fälle aus ihrem Alltag vorgestellt und die Verfahren erörtert. Der Organisator freute sich über das "große Interesse" und lobte die "gigantische Lokalität". (jsch)