Berufsschul-Konzentration Unterricht in Kempten soll beibehalten werden Kempten (pa). Mit Nachdruck hat sich die Schreiner-Innung Kempten dafür eingesetzt, dass ihre Lehrlinge auch weiterhin die Berufsschule in der Stadt besuchen können. 'Nehmen Sie Rücksicht auf die sozialen Bindungen von Auszubildenden, Elternhaus, Schule und Betrieb', fordert Innungs-Obermeister Wolfgang Marschall in einem Brief an die Regierung von Schwaben, den Kemptener OB und den Oberallgäuer Landrat.
Im Zuge der Strukturreform an den schwäbischen Berufsschulen sollen, wie berichtet, Zweigleisigkeiten abgebaut und etliche Ausbildungsrichtungen an jeweils einer Schule konzentriert werden. So ist auch vorgesehen, dass ab 2002 alle Schreiner-Lehrlinge, deren Ausbildungsbetrieb sich in Kempten und dem nördlichen Landkreis befindet, in Immenstadt die Berufsschule besuchen müssen. Bislang ist für sie die Berufsschule I in Kempten zuständig.
Der Leitsatz der Regierung 'soviel Konzentration wie nötig soviel Betriebs- und Wohnortnähe wie möglich' gebe eine Rangfolge vor, 'deren Auswirkungen wir fürchten', heißt es in dem Brief der Innung. Handwerks- und Kleinbetriebe seien ein stabilisierender Faktor unserer Gesellschaft, weil sie die persönlichen Bindungen aller Beteiligten beachten. Mit der nachrangigen Einstufung der Betriebs- und Wohnortnähe würden aber genau diese Art von Bindungen empfindlich erschwert: 'Das Netz der Dualen Ausbildung zwischen Betrieb, Elternhaus und Lehrer bekommt weite Maschen'.
Gehe man von einer gemeinsamen Koordinierung der Schüler in Immenstadt und Kempten aus, wären beide Schulen mit je einer Klasse (ohne Zusatzkosten) langfirstig sicher, so Marschall. 'Das Hin und Her wäre jeweils mit den Schülern, die zwischen diesen Standorten wohnen oder arbeiten, leicht zu bewerkstelligen'. Man könne sich auch eine zentrale Fachleitung in Immenstadt vorstellen, sehe aber keinen Grund, warum dort zugeordnete Lehrkräfte nicht in Kempten unterrichten könnten.
Direkt nach Memmingen?
Wenn man hingegen die Beschulung in Kempten fallen lasse, fürchtet die Schreiner-Innung, würden die Schüler aus dem nördlichen Bereich (Altusried, Dietmannsried) 'nicht über Kempten nach Immenstadt, sondern direkt nach Memmingen fahren'. Im Westen (Frauenzell, Kleinweiler-Hofen) biete sich der Weg nach Wangen, von Oy-Mittelberg ins Ostallgäu an. Man könne sich 'unschwer vorstellen, was ein Kemptener Obermeister oder Lehrlingsbeauftragter tut, wenn er mit zwei, drei oder vier verschiedenen Schulen agieren soll'.